Pussys, Playaboy, Platten und Pöbler

Was machen die eigentlich? Wie klingen die? Was haben die zu bieten?

Das fragt sich, wer in den Medien mit langsam erlahmendem Interesse mitverfolgt, wie es den drei Damen von Pussy Riot im fernen Russland so ergeht.

Pussy Riot: Das ist eine Punkband, die es mit dem russischen Präsidenten Boris Putin offenbar fuckin‘ pissin‘ damned verscherzt hat, als sie in einer Kirche auftrat (wers genauer wissen will, kanns hier nachlesen. Aber Achtung! Die russischen Medien sind allesamt vom Staat ferngesteuert! Oder, wie der „Spiegel“ analysiert: „Der Kreml geht“ – im Gegensatz zu jeder anderen Regierung auf der Welt – „sehr berechnend vor“). Seit diesem Auftritt schmort das Trio im Gefängnis.

(So läuft das in Russland. In der Schweiz würde die Gruppe dazu verdonnert, während des Gurtenfestivals nonstopp an der Talstation des Gurtenbähnlis zu spielen, und zwar unplugged, und ohne jede Möglichkeit, sich sinnbetäubende Substanzen zuzuführen.)

Aber gut unterrichteten Quellen zufolge kommt eine der Damen bald frei. Ihre beiden Kolleginnen hingegen werden ins Arbeitslager deportiert.

Man möchte nicht unbedingt in der Zellenecke sitzen, wenn A sich von B und C verabschiedet:

A: „Du – für meine Solokarriere brauche ich noch eine Gitarre. Könnte ich vielleicht deine…“

B: „Spinnst du?“

A: „Ich meine: Du brauchst sie jetzt dann ja nicht mehr und…“

B: „Wer sagt das?“

A: „Ich.“

B: „Aha. Du sagst das. Ist ja hochinteressant!“

A: „Ist doch wahr. Was willst du mit der Gitarre in Sibirien?“

B (A nachäffend): „Was willst du mit der Gitarre in Sibirien?“

A: „Tu nicht so blöd. Denk doch mal an mich.“

B: „Hau ab!“

A: „Das mache ich ja. Hier ist der Brief, in dem steht…“

B: „Tusse, blöde!“

A: „Zicke!“

C: „Schlampe!“

A und B: „Misch dich nicht ein!!!“

Usw., usf.

Vom musikalischen Standpunkt aus betrachtet, ist der Zwangssplit des Trios vermutlich ebenso verkraftbar, wie es auszuhalten wäre, wenn

Florian Silbereisen

lebenslänglich in einem Bergwerk entsorgt würde. Denn wer auf iTunes „Pussy Riot“ eintippt, stellt ernüchtert fest: Zumindest hierzulande ist von dieser Band keine einzige CD erschienen. Die Suche ergibt sinngemäss folgendes Resultat:

Zum Vergleich – das passiert, wenn man bei iTunes „Halunke“ eingibt:

Wobei: „Halunke“ hinter Gittern? Viel abwegiger gehts nicht.

Zielführender ist eine Recherche auf youtube. Dort erscheint unter „Pussy Riot“, nebst vielen, vielen anderen bewegten Bildern, dieses Video:

Man schaut sich das ein-, zweimal an und denkt sich, auch wenns politisch vielleicht nicht ganz opportun ist: „Und dafür gehen Zigtausende auf die Strasse? Um das weiterhin hören zu können?“

„Hören“: Was für ein Stichwort!

Früher, als ich noch ledig war, wusste ich, wenn mitten in der Nacht das Telefon klingelte, nie: Ist das schon wieder ein obsöner obtzö opszö erotisch motivierter Anruf, oder will mir nur jemand seine sexuellen Fantasien ins Ohr chüschelen?

Inzwischen ist das ganz anders. Einerseits bin ich verheiratet und für derlei Unterhaltungen mit Wildfremdinnen folglich immun. Andrerseits gehts bei den Anrufen, die mich seit wenigen Wochen aus dem Schlaf reissen, sowieso weniger um mich, als vielmehr um den Typen, der mir

auf Gran Canaria

zugelaufen ist:

„Wie gehts dem Playaboy?“

„Hat sich der Playaboy im Emmental gut eingelebt?“

„Wann schreibt der Playaboy wieder mal etwas?“

„Gibts vom Playaboy auch Bilder?“

Ich mags nicht mehr hören.

Deshalb, in aller Kürze, die Antworten auf die frequently asked questions (F.A.Q.) zum Thema:

– Gut.

– Ja.

– Wenns ihm drum ist.

– Nein.

+Breaking News+++Breaking News+++Breaking News+++Breaking News+++Breaking News+++Breaking News+++Breaking News+++Breaking News+++

Wie Radio Argovia soeben meldet, gibts „die heissesten Rocksongs“ aus dem Senderarchiv und der null Wünsche offenlassenden (bzw. alle Wünsche erfüllenden) Plattensammlung von meinem Brüetsch ab sofort als Live-Stream. Anklicken, inelose…und dann viel Glück beim Versuch, den Boulevard of bittersweet memories nicht bis zum Deckel der Strassenlampe mit heissen Tränen zu fluten.


(Höhöhö)

„Tränen?“ – Genau: Mein Herbstgedicht ist nicht überall so gut angekommen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Im Spam-Mailfach fand ich ein halbes Dutzend Zuschriften, deren Verfasser sich recht…nunja…kritisch mit dem Werk auseinandersetzen.

Dem leicht ruppigen Tonfall, der etwas eigenwilligen Rechtschreibung und überhaupt allem nach zu schliessen, handelt es sich bei den Absendern um die (selbstredend anonym auftretenden) Mitglieder einer Jagdgesellschaft, deren Präsident das Internet seines Enkels nach Berichten über sein schönes Hobby durchstreifte und dabei auf, eben, die paar Reime stiess, in denen es auch ein bisschen um Jäger ging. Falls jemand keine Zeit oder Lust hat, die inkriminierte Passage zu suchen – das ist sie:

„Viele, viele Jäger lallen.
Dutzende von Schüssen knallen.
Gstabig kippt das Reh ins Gras,
“Schwein gehabt!”, freut sich der Has’.“

Schlimm, isn’t it?

Nach der Lektüre der Fanpost wäre ich um ein Haar in den nächstbesten Wald marschiert, um mich aus Versehen erschiessen zu lassen. Aber bevor ich aus dem Haus ging, entdeckte ich, dass mein Oeuvre ja auch Anklang gefunden hat: „Good one! I love it!!“, notierte ein Stammleser in den Kommentaren.

Dumm ist nur: Ich weiss nicht, wieso er das Gedicht so good fand.

Wars, weil es die Herbstimmung auf eine Art und Weise in Worte kleidete, nach der Rainer Maria Rilke lange hätte suchen können, ohne je fündig zu werden?

Oder hat Herr Haas die Reime nur gelobt, weil darin einer seiner Namensvetter vorkommt?

Niemand weiss es. Niemand braucht es zu wissen. In diesem Sinne:

2 Kommentare

  1. ….Dass es bei deinem amüsanten Herbstgedicht eigentlich um Australien ging-hab nur ich das gemerkt?

    Grosse Künstler kriegen erst nach ihrem Aufenthalt auf der Erde den ihnen eigentlich zustehenden Schulterklopf.
    Nur dann ist es schwierig, ein Interview mit ihnen zu bekommen. In diesem Sinne: Weiterschreiben…*smile*…

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