Meg und die Möchtegern-Millionärinnen

Adiós, Escondido – hello, Palm Springs!

Hier, am Fuss einer atemberaubend schönen

Bergwüste,

verbringen wir auf unserem Weg nach Las Vegas die nächsten zweieinhalb Tage. Zuvor hatten wir einen Zwischenhalt in einem Städtchen eingelegt, von dessen Existenz ich bisher nichts gewusst hatte: Julian heisst das schmucke 2000 Einwohner-Örtchen, das in erster Linie von Äpfeln und zweitens von Touristen lebt (vielleicht ist es auch umgekehrt). In Granny’s Kitchen gönnten wir uns eine Kleinigkeit zum Zmorge

und trafen wir Dale.

Dale ist Stammgast in dem Kaffee. Ausgesucht freundlich erkundigte er sich bei uns, woher wir kommen, und als wir ihm sagten, wir seien Touristen aus der Schweiz, geriet er ins Schwärmen: In Diessbach im Berner Oberland habe er schon öfter seine Ferien verbracht, sagte der Senior, und fügte an, unsere Heimat sei das schönste, gastfreundlichste, zivilisierteste und überhaupt Land der Welt.

Als unser gmögiger neuer Bekannter gegangen war, fiel uns ein, dass in unserem Auto noch Schweizer Schoggi lag. Wir deponierten sie an der Kasse des Beizlis und baten die Inhaberin, es Dale bei dessen nächstem Besuch auszuhändigen.

Wenige 100 Kilometer später waren wir in Palm Springs. Hier, an diesem Treffpunkt der Reichen und Schönen (oder dem Ort, in dem sich laut Wikipedia „die Stars erholen„), hoffte ich von einer Frau endlich eine Antwort auf jene Frage zu bekommen, welche mich seit Jahren fast rund um die Uhr umtreibt: Wieso sie sich standhaft weigert, meine Freundschaftsanfrage auf Facebook anzunehmen.

Doch während ich an der Rezeption unseres Hotels noch überlegte, ob ich die Dame, die ich möglicherweise gleich sehen würde, einfach mit „Meg“ oder vielleicht doch besser mit „Miss Ryan“ ansprechen soll, huschte ein Rudel Frauen durch die Lobby, die allesamt wirkten, als ob sie gleich bei einem Casting für die „Desperate Housewives“ vorsprechen dürften: In Stögelischuhen, knallengen Hosen und topmodischen Blusen die einen, mit Ayurvedasandalen an den pedikürten Füssen und wallenden Gewändern auf der ledriggebräunten Haut die anderen, trippelten sie hochnäsig schweigend an uns vorbei.

Laminierte Badges wiesen sie als Teilnehmerinnen eines Seminars aus, das sie in den nächsten drei Tagen und für läppische 700 Dollar pro frischfrisiertem Kopf auf Hundert und zurück, wie die Veranstalter versprechen, zu Millionärinnen machen wird.

God bless America!

Nun, nach der ersten Nacht in unserer Juniorsuite – die normalen Zimmer sind durch die Neureichen in spe belegt – liege ich an einem der drei Hotelpools und warte und warte und warte seit Stunden auf Meg Ryan wie seinerzeit DÖF auf a Taxi, oba si kummt net.

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