Normalerweise bin ich bei Wettbewerben immer derjenige, der leer ausgeht. Gestern Abend aber begleitete Fortuna mich, Chantal, ihre Cousine, deren Sohn und eine weitere Verwandte (oder Bekannte? Manchmal weiss man das in diesem Patchwork-Clan nicht so genau) von meinem Schatz in eine Spielhalle in Sydney. Und siehe da: kaum hatte das Lotto begonnen, kamen wir kaum mehr aus dem Preiseabholen heraus. Wir gewannen vier Fünfkilo-Schinken plus zwei oder drei üppig gefüllte Fress- und Trinkkörbe. Eine solide Basis für das grosse Weihnachtsdinner ist damit gelegt.
Anschliessend zügelten wir samt unserer Beute, aber ohne die Glücksgöttin im Schlepptau, in die Bingohalle. Dort drückten wir den Altersdurchschnitt der Spielgemeinde ein wenig nach unten. Wir unterhielten uns bestens und lernten: Bingo ist – auch – in Australien eine Angelegenheit, die manche Leute sehr, sehr Ernst nehmen. Extrawürste werden keine geduldet. Als eine Spielerin den Zahlenvorleser mit den Worten „Slow down“ darum bat, es mit dem Herunterspulen der Nummern etwas ruhiger angehen zu lassen, wurde sie von einer ebenso betagten Konkurrentin mit einem gehässig gezischten „Shut up!“ zum Schweigen gebracht.
Eine andere Seniorin quittierte die Nummer, die ihr zu einem vollen Block und damit zu 40 Dollar Preisgeld verhalf, nicht mit dem Ausruf „Bingo!“. Sondern – vielleicht in Erinnerung an lange zurückliegende Tage und Nächte – mit einem schwärmerisch-verklärten „Thank you!“.
Die Gewinnzahl lautete 69.
Der wahrlich einzige Unterschied zwischen Bingo Downunder und Bingo Upsidedown ist, dass wir „Lotto“ rufen.
Und da unsere Sonnenstube das mit „Kampf“ übersetzt (frei nach Goethe), lässt mich wie den legendären Mohr in der Kirche heftigscht nicken.