Kurze Hosen und ein paar T-Shirts: mehr haben wir für unseren Australientrip nicht eingepackt. Ebenfalls mitgehört hätten: lange Hosen, Pullover, Pellerinen und Schirme.
Auch heute giesst es gradabe. Langsam fragen wir uns: Sind wir vorgestern wirklich in Sydney gelandet? Natürlich war der Flughafen so angeschrieben. Aber mit der heutigen Computertechnik…ich meine: Wenn es schon möglich ist, aus einer x-beliebigen Frau mit ein paar Photoshopklicks eine Titelbild-Schönheit zu machen, wirds wohl auch kein Problem sein, am Laptop einen ganzen Airport so zu manipulieren, dass alle Welt glaubt, er sei derjenige, welcher, obwohl er ganz woanders steht; an einem Ort, an den niemand hinwill.
Wir sind weiterhin im Haus von Chantals Tante Sylvie und lernen mehr oder weniger im Halbstundentakt neue Menschen kennen, die sich alle sehr freuen, die Cousine oder Coucousine oder was auch immer aus der Schweiz samt ihrem Mitbringsel zu sehen (Hinweis an meine Eltern, Geschwister, weiteren [Bald]-Verwandten und Arbeitskollegen: Die Australier und – yes! – die Australierinnen mögen mich sehrstens. Falls ich nicht zurückkehre, könnt ihr davon ausgehen, dass mich jemand adoptiert hat).
Gesehen haben wir trotzdem schon einiges. Heute Nachmittag zum Beispiel waren wir in Sydney auf dem Markt:
Bereits gestern bestaunten wir
einen Propeller.
Wenig später standen wir vor einem
Restaurant,
in dem vor ungefähr 20 Jahren ein Amokläufer mehr als ein Dutzend Menschen tötete, bevor er sich der absehbaren Strafverfolgung mit einem Schuss in den eigenen Kopf entzog.
Die Koalas und Kängurus und alle müssen also noch ein paar Tage auf uns warten. Ich mag nicht daran denken, wie es ihnen da draussen geht. Vermutlich sitzen sie inzwischen ganz oben auf ihren Bäumen – die Kängurus haben dafür ihre Not-Steigeisen montiert, wegen denen sie sich damals, als sie von ihrer Zivilschutzorganisation verteilt wurden, die Beutel hielten vor Lachen – und schauen mit angstgeweiteten Augen zu, wie das Wasser steigt und steigt, während unten die aufgequollenen Körper ihrer Liebsten vorbeitreiben, die sich vor der Flut nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.
Aber item. Morgen gehen wir nach Sydney, ins megagigasuperdupergrosse Aquarium. Am Freitag kochen wir der ganzen Bande eine Paella. Am Samstag nimmt uns Chantals Cousin mit in ein Viertel voller Schwuler und Lesben und Musiker und Maler. Und dann…dann wirds langsam time to say goodbye. Dann mieten wir ein Auto und fahren der Ostküste entlang. Weitere Pläne haben wir keine.
Oder fast keine:
Am 15. Dezember sind wir so oder so zurück in Sydney, weil dann offenbar eine ziemlich grosse Party zu Chantals Geburi geplant ist.
Doch bis dann fliesst bestimmt noch viel, viel Wasser die Strasse vor unserem Haus hinunter.
Jetzt habe ich Angst. Hilfe!