Sie gehörten damals, in den 70er und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts, zu den ganz, ganz Grossen. Mit ihren Alben „Gone to earth“, „XII“ und „Eyes of the universe“ verzauberten Barclay James Harvest Millionen von Menschen rund um den Erdball.
Kuschelweichgespülte Songs wie „Hymn“, „Poor man’s moody Blues“, „Mocking Bird“, „Child of the Universe“ oder „Life is for living“ gehörten zur Grundausstattung jedes Plattenauflegers, der Intensivpubertierenden in den Partyräumen wohlwollender (oder naiver) Eltern ermöglichte, sich als „geschlossenes Tanzen“ getarnten Kollektivknutschereien hinzugeben (an dieser Stelle: Beste Grüsse an I.M. aus B.!)
Doch dann begann der Stern der Balladenkönige aus England zu verblassen. Im März 1998 gaben John Lees, Woolly Wolstenholme, Les Holroyd und Mel Pritchard bekannt, dass Barclay James Harvest eine Pause einlege. Lees und Wolstenholme gingen ihrer eigenen Wege mit einer Gruppe namens Barclay James Harvest Through the Eye of John Lees (BJHTTEOJL; die „Abkürzung“ ist kein Witz), Les Holroyd suchte sein Glück mit Barclay James Harvest Featuring Les Holroyd (BJHFLH).
Es folgte, was in solchen Fällen oft folgt: Alle paar Schaltjahre ein Best of- oder Livealbum, Neuinterpretationen alter Hits und Auftritte mit osteuropäischen Orchestern.
Nun, am 23. April, gastiert der John Lees-Ableger von Barclay James Harvest in der Kulturfabrik Kofmehl in Solothurn. Der Andrang hält sich im Rahmen: Die Veranstalterin bewirbt das Konzert seit Wochen täglich auf Facebook. Inzwischen zeigen sich knapp 200 Leute „interessiert“ daran, dem Gig beizuwohnen. Weitere 50 haben mit der Verbindlichkeit eines Klicks zugesichert, sich die Truppe vor Ort anzuhören.
Wer einen Blick auf all die Städte und Stadien wirft, in denen die Meister des Schmusepop in ihrer Hochblüte aufgetreten sind, kämpft angesichts dieser Zahlen gegen das Augenwasser.
Andrerseits: Schon 1993 musste die Band „due to poor ticket sales“ einen grossen Teil ihrer Europatournee absagen:
So betrachtet, ist das Solothurner Gastspiel von John Lees und seinen musikalischen Resteverwertern schon fast wieder ein Schritt auf dem Weg nach oben.
Oder zumindest aus der Bedeutungslosigkeit.
Ich hatte grad ein Flashback: Barclay James Harvest war mein allererstes Konzert im Hallenstadion 1982. Ich war mit meiner Schwester und meinen Eltern da ????
U überhoupt: Ich war auch in diversen Luftschutzkeller-Partys zu Gast bei schummrigem Licht und Slowrunden mit Hymn und Poor Mans Moody Blues. Da spielten sich zuweilen regelrechte Dramen, ab. Es gingen Zettelchen hin und her und und und…