Unter Zigaunern

Rauch

Da kauft man einmal eines dieser Gratisheftli – und was muss man sehen? Nicht einmal in den Sommerferien ruhen die Volksbevormundungs-Taliban in der Bundesverwaltung.

„Um den Zigarettenkonsum einzudämmen, fordert die Kommission für Tabakprävention Preisaufschläge von bis zu 80 Rappen pro Zigarettenschachtel“, schreibt 20minuten. Und rechnet hoch, dass das Zigpipäckli somit neu neun Franken kosten würde.

Neun Franken. Darüber kann der abgeklärte Raucher, der sich vor einem Vierteljahrhundert geschworen hat, das Paffen einzustellen, sobald der Preis für ein Päckli die magische Grenze von drei Franken überschritten hat, nur lachen kurz trocken husten.

Denn der echte Süchtige weiss: Bevor er, um den Privatkonkurs abzuwenden, mit dem Rauchen aufhört, verzichtet er lieber auf seine Ferien. Oder streicht er der Ehefrau das Sackgeld zusammen. Oder zügelt er in eine günstigere Wohnung.

Und überhaupt: Auf die Idee, die Gesellschaft mit finanziellen *räusper* Anreizen auf den richtigen, lies: gesunden Weg zu bringen, sind schon ganz andere gekommen.

In Australien zum Beispiel käme es zu Hamsterkäufen an Kiosken und in Läden, wenn dort Zigi für neun Franken verschleudert würden: Ein Päckli kostet Down Under zwischen 15 und 25 Franken – unabhängig vom abschreckend wirken sollenden

150551_640

Schock-Sujet

und ungeachtet der Tatsache, dass das Rauchen nicht nur in Bussen, Bahnen und öffentlichen Gebäuden, sondern in der Regel auch an bewachten Stränden und auf Märkten unter freiem Himmel verboten ist. In Queensland ist es vor Openair-Restaurants nur mit fünf bis sieben Metern Abstand gestattet. Wer auf Terrassen oder in Gartenbeizen eine Zigi anzündet, wird höflich gebeten, seinem Laster sonstwo zu frönen.

(Wer Zeit und Lust hat, sich durch das gesamte Raucherregelwerk Australiens zu lesen, kann einfach hier draufklicken.)

Zu einem Nichtraucherland ist Australien trotzdem nicht geworden. Schätzungen zufolge inhalieren 15 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner regelmässig Nikotin und Teer. Diese Zahl soll laut dem Gesundheitsministerium in den nächsten Jahren auf zehn Prozent sinken.

Doch ob dieses Ziel mit astronomischen Preisen, noch so absurd wirkenden Gesetzen und unanmächelig-uniform gestalteten Zigarettenschachteln erreicht werden kann, ist fraglich. „Wir erwarten in Australien einen sich ausbreitenden Schwarzmarkt“, sagte Scott McIntyre von British American Tobacco in einem Bericht der „Tagesschau“ in der ARD.

„Jetzt, wo alle Packungen gleich aussehen, ist es viel einfacher, sie zu kopieren. Auf den Strassen von Sydney und Melbourne wird es an jeder Ecke Schwarzmarkt-Zigaretten aus Indonesien und China geben.“

Es deutet einiges darauf hin, dass sich den asiatischen Zigauern zwischen Romanshorn und Genf with a little help aus der Bundesverwaltung bald neue Geschäftsfelder eröffnen.

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.