Auf dem Flug von Zürich nach Dubai: Keine besonderen Vorkommnisse, sofern man tiptoppen Service, tolles Essen und die Tatsache, dass die Familien mit Kleinstkindern weit weg von den anderen Reisenden platziert wurden, als selbstverständlich betrachtet.
Nachdem wir Griechenland überquert haben, geht die Sonne unter – und wie: Es will nicht mehr aufhören mit den Ahs und Ohs und Luegmaus. Von unseren Zweierplätzli am Fenster aus haben wir freie Sicht auf ein atemberaubend schönes Wolkenmeer, das in immer wieder anderen Farben leuchtet.
(Bild: Schatz)
Ein paar Reihen vor uns sitzt Felix G. aus B.. Er fragt sich vermutlich gerade, ob der Typ, den er vorhin beim Einchecken gesehen hat, nicht dieser Hofstetter aus Böju gewesen sei. Falls er jetzt mitliest: Doch, lieber Felix: Ich wars. Aber ich hatte irgendwie einfach keine Lust darauf, in gemeinsamen Schulerinnerungen zu kramen. Für mich zählt jetzt nur Australien.
Dubai: Wenn man nur schon von oben sieht, wie die auf Sand gebaute Mega-Stadt glänzt und glitzert und blinkt und blitzt, kann man sich vorstellen, welchen Stellenwert der Schein für die Menschen dort unten einnehmen muss. Vom Flugzeug zum Flughafengebäude brauchen wir mit dem dem Bus eine halbe Stunde. Es ist alles viel zu gross, um wahr sein zu können. Mit der Kaviarportion, die in einem hippen Airportbeizli auf einen Teller gehäuft werden, könnte man in der Schweiz eine ganze Festgemeinschaft verpflegen.
Wir finden ein Lokal, in dem geraucht werden darf – aber nur, wenn man für einen bestimmten Betrag Getränke konsumiert. Also genehmigen wir uns mehr Cola und Kaffee, als wir eigentlich haben wollten und geben ein üppiges Trinkgeld, um auf die 35 Irgendetwas (Dollar? Euro? Arabische Was auch immer?) zu kommen.
Dubai-Sydney: „Time flies“ möglicherweise schon – aber wenn, dann nicht in diesem Flugzeug. Die Stunden zertröpfeln im Superzeitlupen“tempo“. Für etwas Abwechslung sorgen Turbulenzen, die die Maschine regelmässig durchschütteln, und ein paar Filme aus meiner üppig gefüllten Videothek. Sehr empfehlenwert: „Lemmy“, die Dokumentation über den legendären „Motörhead“-Sänger und –Bassisten. Weniger empfehlenswert: „Herz im Emmental“. Ein Seilfabrikant, ein Gross-Bauherr, die Hardrocker von „Shakra“, ein Liedermacher, ein ehemaliger TV-Moderator und andere Ämmitauer erzählen längstens und breitestens, was ihnen an Gotthelf-Country so gefällt. Spannung: Null. Erkenntnisgewinne: Fast keine. Dafür: Schöne Bilder und gute Musik.
(Ich sehe gerade: Andere sehen das anders. Aber die guckten den Film auch nicht nur zum Zeitvertreib.)
Kurz vor Sydney bricht an Bord Panik aus. Der Mann im Lautsprecher hat soeben durchgegeben, dass pro Person nur 50 Zigaretten nach Australien eingeführt werden können. Das wussten offensichtlich nicht alle Mitreisenden: Mehrere junge Männer kramen ihre Zigistangen aus dem Handgepäck und verteilen den Stoff, den sie nicht durch den Zoll bringen würden, unter den Flugbegleitern. Ich stelle mir vor, wie die für die Sydney-Flüge eingeteilten Stewards und Stewardessen die heisse Ware nach der Landung jeweils in einer finsteren Ecke des Flughafens unter den Einheimischen verhökern.
Und dann blinken unter uns, endlich, die Lichter von Sydney. Vor Mitternacht setzen wir auf der Rollbahn auf. Nach der Pass- und Gepäckkontrolle – kein Mensch interessiert sich dafür, wieviele Zigaretten wir bei uns haben – treffen wir in der Ankunftshalle auf unser Empfangskomitee. Eine Tanten, Cousinen und der Cousin mit dessen Freundin sind zu dieser sehr späten Stunde zum Airport gefahren, um uns abzuholen.
Als wir das Flughafengebäude müde, überfressen, aber überglücklich verlassen, fühlen wir uns, als ob wir zuhause angekommen wären.