Hoch über dem Emmental, auf einem lauschigen Plätzchen am Waldrand, gibt es noch bis am 17. August ein ganz besonderes Spekaktel zu sehen: Das Freilichttheater Mossegg zeigt in „Ds Schwingfescht“, wie zuerst nur ein finanziell abgebrannter Vereinspräsident, dann dessen Vorstandskollegin und -kollegen und schliesslich das ganze Dorf versuchen, einen Anlass auf die Beine zu stellen, von dem alle letztlich alle proftieren.
Wobei: „Das ganze Dorf“ ist leicht übertrieben. Gegen das Vorhaben stemmen sich an vorderster Front die bienenzüchtende rässe Schwiegermutter des Präsidenten und der Ehemann der adretten Kassierin. Widerstand regt sich auch in der weiblichen Bevölkerung; die jungen und mittelalterlichen Damen mögen nicht einsehen, wieso bei der Planung und Durchführung von derlei Anlässen immer die Männer das Sagen haben sollen, während die Frauen am Ende fast dankbar dafür sein müssen, die Toiletten putzen zu dürfen.
Die Voraussetzungen für einen heiter-turbulenten Theaterabend sind damit gegeben. Der Aargauer Autor Paul Steinmann (er hat auf deutschschweizer Bühnen mit dem „Besenbinder von Rychiswyl“ für das Landschaftstheater Ballenberg, dem Kriegsepos „Mit Chrüüz und Fahne“ oder „Der dreizehnte Ort“, dem musikalischen Spiel zur Feier von 500 Jahre Appenzell schon wesentlich mastigere Kost angerichtet) bietet der Laientruppe von der Moosegg zig Möglichkeiten, ihre komödiantischen Seiten auszuleben.
Die Berner TheaterCompanie nutzt sie zum Entzücken des rund um das Geschehen platzierten Publikums mit sicht- und spürbarem Vergnügen und setzt die unzähligen Pointen mit traumwandlerischer Sicherheit.
Dany Nussbaumer gibt der Geschichte einen beschwingten musikalischen Rahmen, der bisweilen an den Zirkus erinnert und Kindheitserinnerungen weckt.
Zwar bemängelte die professionelle Kritik, dass das von Regisseur Peter Leu inszenierte Stück keine grosse Spannung aufzubauen vermöge und dass die Gags „durch Wiederholungen nicht spritziger“ würden.
Nur: Wer mindestens einmal pro Jahr auf die Moosegg ins Theater pilgert, erwartet mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Thriller mit atemberaubenden Verfolgungsjagden und ausgeklügelt verwobenen Handlungssträngen. Und der nimmt auch gerne in Kauf, dass er eine oder andere Spruch mehrfach recyclet wird (vor allem dann, wenn die Sprüche saugut sind).
Die „Schwingfescht“-Besucherinnen und -Besucher kommen aus dem Lachen jedenfalls kaum mehr heraus. Das ist mehr, als andere Bühnen bieten. Und nicht weniger als genau das, was man sich zum luftig-lockeren Abschluss eines ohnehin schon wunderschönen Sommertages erhofft.
Weitere Infos (auch zum Vorverkauf) gibts hier.
Vielen Dank für die Blumen! Ich bin jedenfalls sehr stolz auf mein Ensemble. Schwänke sind viel schwieriger zu spielen, als Dramen, zudem stellt die Arena mit rundum sitzendem Publikum für die Darstellerinnen und Darsteller (alles Amateuere)eine spezielle Herausforderung dar. Nach harter und langer Probenzeit, gönne ich meinem Ensemble jeden einzelnen Lacher, jeden Zwischen- und den langen Schlussapplaus von ganzem Herzen. Sie haben es verdient!