2018 gibt es immer noch Leute, die ihre Rechnungen mit dem gelben Büechli am Postschalter begleichen statt onlinebankend. Und Zeitgenossen, die ihre Ferien nicht im Internet buchen, sondern in einem Reisebüro. Zu Letzteren gehöre auch ich.
Martin Hintermann, mein bester Freund ever, betreibt in Beinwil am See das Büro Hintermann Reisen. Er weiss längst, was ich hotelmässig mag und, vor allem, was eher weniger. Ich brauche weder güld’ne Wasserhähne im Bad noch echte Renoirs über dem Bett noch jeden Tag frisch gebüscheltes Obst vor einem original echten Luigicolanisofa, lege dafür aber einen gewissen Wert auf Ruhe; vor allem nachts. Abgesehen davon weiss ich eine nette Aussicht zu schätzen.
Nachdem ich ihm mein Anliegen – sinngemäss: „Zwei Wochen Ferien auf Gran Canaria; alles Weitere wie gehabt“- unterbreitet hatte, buchte Martin für mich ein Hotel in Maspalomas.
Der Quartiermeister der Unterkunft interpretierte meinen Wunsch so:
Nun bin ich nicht der Typ, der routinemässig die Justiz bis und mit Bundesgericht einschaltet oder – als noch groberes Geschütz – den „Kassensturz“ in Stellung bringt, wenn einmal etwas nicht ist, comme il seiner Ansicht nach faut.
In diesem Fall aber dachte ich, es könnte nicht schaden, Martin in der fernen Schweiz mit einem Kurzfilm über meine immissionsträchtige Lage ins Bild zu setzen.
Minuten später schrieb er zurück: „Sh…goht gar ned“ und fragte, ob ich das Zimmer wechseln wolle.
Noch am selben Tag teilte mir der Mann an der Rezession mit, ich dürfe umziehen. Seit heute residiere ich im 12. Stock des Hotels, ganz zuoberst, und habe hier total den Frieden.
Ob das online auch geklappt hätte?
Ziemlich sicher schon, aber ganz bestimmt nicht auf eine so unkomplizierte Art und Weise.
Bevor die Hotelverantwortlichen auch nur erfahren hätten, dass einen ihrer Gäste ein leises Unbehagen plagt, wären zwischen mir und irgendwelchen Onlinehotlinesklaven zig Mails hin- und hergegangen, in denen steht „…nehmen wir zu Kenntnis…“, „…weisen wir darauf hin…“, „ausserhalb unserer Zuständigkeit….“, „bedauern wir, Ihnen mitteilen zu müssen…“, „…empfehlen wir Ihnen…“ undsoweiterundsofort.
In diesem Sinne: Es lebe Martin mit seinem Reisebüro und jeder andere Gewerbler, für den ein Kunde immer noch sehr viel mehr bedeutet als nur eine Zahl auf einer Kreditkarte.