Auf diese Idee muss man erst einmal kommen: Kurz, bevor die Weihnachtszeit losgeht, beglückt die Bank Credit-Now ihre Kunden Schuldner und all jene, die es noch werden sollen, mit einem Adventskalender.
Wer die Türchen aufchnüüblet, stellt ernüchtert fest: Adventskalender sind auch nicht mehr, was sie einst waren: Wo früher Schoggiherzli, Guetsli, Radiergummis oder Gutscheine versteckt waren, prangen heute Zahlen.
Aber diese Codes haben es in sich, jedenfalls dann, wenn man den Verheissungen Sirenengesängen der Bank glaubt und sich die Mühe macht, sie jeden Tag auf der Website des Kreditinstituts einzutippen.
Denn „mit ein bisschen Glück“, verspricht die Bank, „gehören Sie zu den Tagessiegern“, die Preise im Wert von über 15 000 Franken gewinnen. Und damit nicht genug: Am Heiligen Abend würden die Hauptpreise gezogen. Dabei handle es sich um fünf Media Markt-Gutscheine à 1000 Franken.
Media-Markt? Genau: Das ist einer dieser Läden, deren Erfolg nicht zuletzt darauf beruht, dass die Kundinnen und Kunden umständelos auf Pump posten können, wonach auch immer ihnen der Sinn gerade steht. Das passt irgendwie also tiptopp.
Auf der zum Kalender gehörenden Website der Bank ist zu meiner Enttäuschung noch nicht wahnsinnig viel los:
Was auffällt: Rechts oben auf der Seite prangen nicht etwa Wünsche für eine besinnliche Zeit und ein frohes Fest, sondern ziemlich gross drei Felder, die darauf hindeuten, worums der Absenderin des Kalenders wirklich geht:
Aufs Geratewohl hin klicke ich eines der Felder an – und bin schon beinahe dort, wo mich die Rattenfänger von Anfang an haben wollten:
Von hier aus muss ich nur ein paar Zentimeter nach unten scrollen, um auf waseliwas zu stossen?
Et voilà: Da ist sie, die virtuelle Pforte zur Glückseligkeit. Die Mutter, die während des Öffnens der Türchen jeden Tag aufs Neue daran herumstudiert, womit sie ihren Kindern zumindest ein kleines Geschenk kaufen könnte, und der Vater, der sich seit Wochen beinahe hintersinnt, weil er die letzte Steuerrate dieses Jahres nicht bezahlen kann, atmet spätestens jetzt, beim Anblick dieses Buttons, auf. Es gibt also, wie die Bank-now in ihrer Werbung verspricht, tatsächlich „immer eine Lösung“.
Ausser für den Fall natürlich, dass statt des Christkindchens auf einmal der Betreibungsbeamte vor der Türe steht. Aber das müssen die Mutter und der Vater nicht unbedingt wissen. Und das spielt in diesem Moment, in dem das Ende aller Sorgen in Klicknähe liegt, auch gar keine Rolle. Was jetzt zählt, ist die Chance, schnell zu Geld zu kommen.
Koste es, was es wolle.