Der Entschluss war so endgültig, wie solche Entschlüsse halt manchmal sind: Vor einem Jahr hatte ich von Facebook die Nase voll. Fest davon überzeugt, mit der Internet-Community nie mehr etwas zu tun haben zu wollen, erklärte ich das Buch der Gesichter für mich als geschlossen und verkündete öffentlich, dass Facebook ungefähr das Einfältigste sei, mit dem ich je zu tun gehabt habe (die verbleibenden 350 Millionen Mitglieder waren mächtig beeindruckt).
Ein paar Monate später war ich wieder da (was die Gemeinde mit dem selben Schulterzucken registrierte wie meinen Ausstieg).
Seither bin ich wieder auf dem Laufenden, jederzeit, und wo immer ich gerade bin: Ich weiss, wann This an seiner Arbeit über die Schweizer Geschichte brütet, wo Role einen neuen Krisenherd entdeckt hat, was meine Cousinen gerade backen, wie Peter mit seiner Farm vorankommt, woran Sämi bastelt, was Chantal beschäftigt und auf wessen Konzert sich mein Bruderherz heute wie wahnsinnig freut; wenn Franziska ein Käterchen hat, bin ich darüber genauso im Bilde, wie wenn Hannes beschliesst, beim Grossratswahlkampftheater mitzuspielen, Charly erwägt, mal wieder durch die Alpen zu tschalpen oder Michael sich am Sonntag dazu durchringt, einen Stapel Aufgaben zu korrigieren.
Muss ich das alles wissen? Brauche ich das?
Die erste Frage kann ich mit Nein beantworten. Die zweite hingegen…ich bin mir nicht sicher. Irgendwie habe ich mich inzwischen so daran gewöhnt – wenn auch nur am Rande -, am Leben meiner „Freunde“ und „Freundinnen“ teilzuhaben, dass mir real wohl etwas fehlen würde, wenn die virtuelle Verbindung auf einmal gekappt wäre.
Und falls es mir doch noch einmal verleiden sollte: Inzwischen gibt es ein weltumspannendes und offenbar schnell wachsendes Netzwerk von Menschen, die sich aus Facebook verabschiedet haben.
Mir kommt das allerdings vor, als ob Jeansträger gegen Uniformen protestieren würden.