Danke für nichts, Migros


Es war unfassbar heiss. Viele der knapp 12 000 Menschen, die am Sonntag das Bernisch-Kantonale Schwingfest in Burgdorf besuchten, waren durchgeschwitzt, bevor der erste Gang zu Ende war.

Das Speakerduo rief die Gäste immer wieder dazu auf, zu trinken, und zwar nicht nur Weisswein und Bier; das Wasser bei den Toiletten könne bedenkenlos in PET-Flaschen abgefüllt und konsumiert werden. Das OK verzichtete angesichts der Temperaturen, die gegen Mittag auf über 30 Grad stiegen, darauf, die Lebenspreise in der Arena vorzuführen. Eine Versicherung verteilte kostenlos Sonnenhüte.

Als „Goldsponsorin“ war am „Kantonalen“ auch die Migros präsent. In einem Zelt gleich beim Eingang gab eine Hostess (der politisch korrekte Begriff fällt mir gerade nicht ein) Fächer ab. Über ein solches Kühlmittel hätten sich zig beinahe kollabierende Festbesucherinnen und -besucher gefreut.

Auch ich stellte mich in die lange Schlange, um mir zwei Fächer zu holen. Doch als ich endlich vorne angelangt war und der Frau mein Begehr unterbreitete, fragte sie als Erstes, ob ich ein Los hätte. Daraufhin entspann sich folgender Dialog:

„Ein Los?“

„Ja. Für einen Fächer brauchen Sie ein Lösli.“

„Was für ein Lösli?“

„Sie werden hier überall verkauft.“

„Das habe ich nicht gesehen. Können Sie mir trotzdem zwei Fächer geben?“

„Nein, das geht nicht.“

„Das sind doch Marketinggadgets. Die können Sie doch auch so…“

„Nein, dafür brauchen Sie ein Los.“

„Wenn ich die Migros wäre, würde ich diese Fächer gratis abgeben. Es wären sehr, sehr viele Leute froh darum.“

„Sie können auch bei dem Spiel da drüben“ – die Frau zeigte auf eine Maschine mit Löchern, in die man kleine Bälle werfen musste – „mitmachen und etwas gewinnen.“

„Ich weiss, dass Sie nichts dafür können, aber besonders kundenfreundlich ist das nicht.“

„Es ist einfach so.“

Fächerlos trottete ich von dannen. In der Arena traf ich andere Leute, die am Migros-Stand dasselbe erlebt hatten. Alle waren sich einig: Die Migros wäre kaum Konkurs gegangen, wenn sie spontan beschlossen hätte, den Festbesucherinnen und -besuchern mit Gratisfächern etwas Linderung zu verschaffen. Dafür hätte sie im Publikum, ohne dafür einen nennenswerten Aufwand betreiben zu müssen, enorm viele Sympathiepunkte gesammelt.

So aber präsentierte sie sich als halsstarriges und unflexibles Unternehmen, dem ein bisschen Profit durch den Lösliverkauf wichtiger ist als das Wohlergehen seiner (potenziellen) Kundinnen und Kunden.

Aber, wer weiss: vielleicht ist es dem orangen Riesen nach all den Negativschlagzeilen, die er in den letzten Monaten produzierte, auch völlig egal, wie die Menschen über ihn denken.

Showdown statt Lockdown


Sonntagabend, 4. August: Im Bahnhof Olten hält sich um 22.45 Uhr praktisch kein Mensch auf. Während ich auf den Zug nach Burgdorf warte, werden Erinnerungen an gefühlt 10 Jahre zurückliegende Corona-Zeiten wach. Der Grund für die heutige Leere ist jedoch ein anderer: an den Olympischen Spielen kämpfen die Männer um Gold über 100 Meter.

Warum auch einfach?

Wer eine Webseiten-Domain von der Swisscom wegzügeln will, muss das handschriftlich melden; auf einem Blatt Papier, das er einscannt und der Swisscom („Als Schweizer Nummer 1 für Kommunikation, IT und Unterhaltung gestalten wir die Zukunft“) mailt.

Merci, Montreux

Heiligs Verdiene – hat das wieder gfägt!

Danke, Montreux, danke, Alice Cooper, danke, Deep Purple, danke, Pe, danke, liebe Hamburgerbratende, Tartarknetende und Getränkeständehütende, danke, werte Ordnungskräfte und Hotelliers, danke, ihr Beschallungs- und Beleuchtungsexperten, danke, ihr Sponsoren, danke, Petrus, danke überhaupt allen, die dieses wunderschöne Festival du Jazz, Blues, Rock, Reggae, Soul, Funk, Pop undsoweiterundsofort seit weit über einem halben Jahrhundert mit ebensoviel Gespür für Traditionen wie Mut zu Neuem am Leben erhalten.

Selbst ist der Kunde

Für die Steuererklärung benötigte die Treuhänderin noch ein (1) Dokument von meiner Bank. Also bat sie die für mich zuständige Mitarbeiterin des Geldinstitutes freundlich, das Papier abezlade und ihr zu mailen.

Das, denkt man, kann keine übermenschliche Anstrengung sein. Das gehört, vermutet man, zum Kundenservice eines Unternehmens, das sich gerne volksnah gibt. Dieser *räusper* Aufwand ist, denkt man, in den Gebühren inbegriffen, die man immer bezahlt, ohne genau zu wissen, wofür.

Aber oha: