„Wenn schon, denn schon“: Nach diesem Motto meldeten mein Schatz und ich und weitere Mitglieder der Szenerie Burgdorf uns als Helfer für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Burgdorf. Die Gelegenheit, bei diesem Mega-Anlass vor unserer Haustüre mittendrin statt nur dabei sein zu können, wollten wir uns nicht entgehenlassen.
Dasselbe dachten sich 4000 weitere Leute aus Burgdorf und Umgebung.. Wir alle versuchen an diesem Wochenende als „Chrampfer“, den 250 000 bis 300 000 Menschen, die ans ESAF2013 pilgern, den Aufenthalt im Emmental so angenehm wie möglich zu gestalten.
Was für ein Ämtli wir fassen würden, wussten wir bis kurz vor dem Fest nicht. Für uns war von Anfang an klar gewesen: Der undankbarste allen denkbaren Jobs wäre der Parkdienst. Uns stundenlang anzuhören, ob es überhaupt noch gehe, für einen Autoabstellplatz 20, 30 oder gar 50 Stutz zu verlangen: Das hätte nicht sein müssen.
Doch wenige Tage vor dem Startschuss zum „Eidgenössischen“ lösten sich diese Befürchtungen wie von selber in der fast wolkenlosen Luft über Burgdorf auf: Wir wurden als Helfer
im Helferzelt
mitten in der Schwingergasse eingeteilt, der laut NZZ „meistbegangenen Promenade des Landes“.
Vom OK erhielten wir eine dreieinhalbseitige „Gebrauchsanweisung“, der unter anderem zu entnehmen war, dass die einheitliche Helferbekleidung (T- Shirt und Cap, dazu „Jeans oder dunkle Hosen, keine Leggins oder Hosen kürzer als bis zum Knie“) während des gesamten Einsatzes zu tragen sei und dass jeder Chrampfer pro 6 Stunden Arbeitseinsatz Anspruch auf „1 Bon für Essen (Tagesmenu oder Frühstück) und 1 bis 2 Bons für Mineralgetränk (PET 5 dl)“ habe.
Der Einsatz selber verlief nicht ganz so spektakulär wie, sagen wir, der erste bemannte Flug zum Mond, machte aber trotzdem viel Spass. Viel war in den ersten zwei Stunden nicht los, und das wenige, das los war, wurde mit Links von der Equipe erledigt, die vor uns angefangen hatte.
Aber dann liefs auf einmal rund: Fast ununterbrochen schöpften wir tonnenweise Hörnli mit Ghacketem und
Apfelmus,
verräumten wir leere Flaschen und volle Ghüderchübel, putzten wir Tische und trockneten wir Geschirr ab. Hin und wieder entdeckten wir in der Schlange am Buffet ein bekanntes Gesicht; dann gabs einen kurzen Schwatz – und weiter gings.
(Bild: Schatz)
Zu unseren Kunden zählten aufgestellte Zivilschützer, muntere Polizisten, witzige Feuerwehrleute, heiter gestimmte Samariter und zig andere bestens gelaunte freiwillige Helfer aus allen möglichen Vereinen und Organisationen.
Dazwischen bot sich immer wieder die Gelegenheit, ein bisschen durch die Küche zu schlendern. Was für Mengen an Esswaren dort herumliegen und fortlaufend verarbeitet werden: Das ist schon imposant. Teigwarensäcke im XXL-Format, riesige Dosen mit Früchten, Fleischsauce in kinderbassingrossen Pfannen, Berge von Gemüse…man fühlt sich ein bisschen wie im Schlaraffenland (nur dass es dort garantiert kein Nebenzelt gibt, in dem Oberkrainer auf Hochdeutsch das Lied vom Vogellisi singen; das waren für mich die schlimmsten fünf Minuten des Abends, wenn nicht sogar des gesamten Schwingfestes).
Sieben Stunden, nachdem wir unsere „Chrampfer“ T-Shirts übergestreift hatten, war unser Dienst auch schon zu Ende. Mit leicht übersäuerten Beinen, aber mit der Festorganisation und uns rundum zufrieden, liessen wir uns in die Innenstadt zurückchauffieren. Chantal und ich genehmigten uns bei unserem Lieblingsitaliener im Bahnhofsviertel noch einen Kaffee. Dann fuhren wir mit dem Bus zum Kronenplatz hoch, bummelten heim und fielen wenig später ins Bett.
Flotter Vierer: Irene Zürcher, Chantal, ich und Werner Niederhauser beim Einsatz im Helferzelt.
i finge, die wo dä Chemp hei müesse umeschleipfe hätte scho no e zwöiti Bratwurscht verdient.