Das Roxette-Konzert vom 31. Oktober 2001 im Hallenstadion Zürich: Das war, als ob jemand in einem zum Ersticken aufgeheizten Raum die Fenster aufreissen würde, um kühle Nachtluft hereinströmen zu lassen. Anderthalb Monate, bevor Marie Fredriksson und Per Gessle die Schweiz besuchten, hatten Fanatiker Flugzeuge in das World Trade Center in New York gejagt. Das Attentat von Zug lag noch keine Woche zurück. Die Swissair-Maschinen blieben am Boden. Bartträger mit Turban galten auf einmal als globale Gefahr. Mit der Unbeschwertheit, die die 80er und 90er Jahre geprägt hatte, war es vorbei.
Nur Roxette waren noch da, mit ihrem Gutelaune-Sound und ihren Balladen, die auch tristeste Momente für ein paar Minuten aufzuhellen vermochten. 70 Millionen CDs voller Pop- und Rockperlen verkauften die Fliessbandarbeiter aus der nach Abba zweitgrössten schwedischen Hitfabrik.
Wenige Monate später wurde bei Marie Fredriksson, der Sängerin, ein Gehirntumor diagnostiziert. Auch für sie und ihren Komponisten und Gitarristen Per Gessle war auf einen Schlag nichts mehr, wie es soeben noch geschienen hatte. Fredriksson kämpfte um ihr Leben, Gessle – höchst erfolgreich – um Anerkennung als Solokünstler. Roxette waren Geschichte.
Einen Ehrenplatz im Musik-Olymp hatten sie sich mit zeitlosen Liedern wie „The Look“, „Joyride“, „It must have been love“ oder „Fading like a flower“ längst gesichert.
Doch am 14. Juli 2011 wird Tatsache, was jahrelang niemand ernsthaft in Erwägung zu ziehen gewagt hatte: Roxette stehen auf der Piazza Grande in Locarno auf der Bühne. Seit Februar sind Fredriksson und Gessle auf Tournee. Zigtausende von Fans – darunter unzählige, die in der Hoch-Zeit der Band noch nicht einmal in der Planungsphase gewesen sein dürften – freuen sich über die Rückkehr ihrer Idole. Ihrer Wegbegleiter in guten und schlechten Zeiten.
Auf das Comeback einer Legende.
Als Roxette den Platz nach anderthalb Stunden verlassen, gehen sehr, sehr viele von all den Leuten, die dem Duo sosehr entgegengeplangt hatten, mit konsternierten Gesichtern durch die Gassen in die umliegenden Restaurants, Parkhäuser und Hotels. „Things will never be the same“, hatte die von ihrer Krankheit sicht- und hörbar gezeichnete Fredriksson (54) in einem besinnlichen Moment des Konzertes gesungen.
„Things will never be the same“: Das gilt, wie das Publikum schon nach den ersten zwei Stücken erkennen muss, auch für Roxette. Wo vor zehn Jahren noch pure Spielfreude von der Bühne in die Menschenmassen sprühte, dominiert heute die Routine. Nicht gerade lustlos, aber erschreckend statisch, ackern sich Fredriksson, Gessle und die Begleitband durch einen Querschnitt aus ihrer Hitsammlung.
Wie wohl sich die Frontfrau während der Darbietung fühlt, weiss niemand. Marie Fredriksson muss bewusst sein, wie sehr ihre einst glockenhelle Stimme dem Gesamtkunstwerk Roxette fehlt. Sobald es in höhere Tonlagen geht, springt die Backgroundsängerin für die Chefin ein. Und die schwache Stimme ist noch das Stärkste, was die zweifache Mutter nach all den Operationen und Therapien bieten kann. Wenn die 54-Jährige kurz neben oder hinter der Bühne verschwindet – was sie oft tut -: Verflucht sie dort ihren Körper dafür, nicht mehr das Energiepaket von früher zu sein? Oder dankt sie ihm dafür, bis hierhin durchgehalten zu haben und bittet ihn, auch in den folgenden Tourmonaten nicht schlapp zu machen?
Per Gessle seinerseits überlässt die Show über weite Strecken der blonden Frau am Mikrofon und fährt mit angezogener Handbremse durch das Programm. Im Gegensatz zu Fredriksson braucht er keinem Menschen zu beweisen, was er – noch – kann. Dass er wieder da ist; er war ja nie weg. Will er Marie Fredriksson, indem er sich klein macht, grösser wirken lassen, als sie zu sein noch imstande ist? Betrachtet er diese Tournee als eine Art Freundschaftsdienst an der Frau, die es ihm ermöglichte, vom grossartigen, aber ausserhalb Schwedens praktisch unbekannten, Musiker zum Superstar zu avancieren?
Wer Roxette im Oktober 2001 erlebt hatte und das Comeback in Locarno verpasste, wird Marie Fredriksson und Per Gessle anders in Erinnerung behalten als jemand, der am 14. Juli 2011 auf der Piazza Grande stand: Er wird, wenn er einen ihrer Songs hört, an ein grossartiges Duo denken, das rund zwei Jahrzehnte musikalisch mitprägte und stellenweise sogar veredelte.
Und nicht an zwei Menschen, die – warum auch immer – fest davon überzeugt waren (oder nach wie vor sind), die Zeit liesse sich zurückdrehen, anhalten und noch einmal neu gestalten, obwohl ihr das Schicksal die Hälfte der dafür nötigen Mittel für immer entrissen hat.
Hallo Sven
Selbstverständlich basiert der Text – wie alle anderen anderen Texte in diesem Blog auch – auf meiner subjektiven Wahrnehmung. Worauf denn sonst?
Zweitens: Wenn ich Roxette „nie richtig gemocht“ hätte, wäre ich nicht stundenlang quer durch die Schweiz gefahren, um mir das Konzert für viel Geld anzusehen und -hören. Und dann wäre ich auch nicht schon vor zehn Jahren für fast ebensoviel Geld nach Zürich zu Roxette gereist.
Ich bin weder masochistisch veranlagt noch jemand, der bei wem auch immer krampfhaft nach Fehlern sucht, nur, um etwas bemängeln zu können. Ich erkenne Roxettes Verdienste um die Popmusik durchaus an. Genauer gesagt: Ich halte sie in höchsten Ehren.
Doch genau deshalb hat mich ihre Darbietung in Locarno enttäuscht. Weil ich nach all den Vorschusslorbeeren, die über die beiden Schweden geschüttet worden waren, etwas erwartet (oder erhofft) hatte, dass dann nicht eintraf: Die Wiederkehr der „alten Roxette“. Singen können die beiden durchaus noch – aber, eben: Nicht mehr auf dem Niveau von einst.
Vor diesem Hintergrund erlaubte ich mir nicht weniger, aber auch nicht mehr als die Frage, wie sinnvoll ihre Wiederkehr auf die Bühnen dieser Welt sei.
Abgesehen von allem danke ich dir und deinem Vorschreiber Kroeby für eure bemerkenswert sachliche Kritik an meinem Beitrag. Auch wenn ihr hinten und vorne nicht mit mir einig seid, habt ihr es doch geschafft, auf einer Ebene zu argumentieren, auf der zu diskutieren sich lohnt.
Und euch damit von Dutzenden von (hier leider nicht zu Wort gekommenen) Geiferern abgehoben, die zwar lauthals die Qualität meines Textes beklagten, selber aber nicht imstande oder willens waren, mehr zu einer Debatte beizutragen als „Scheisse“, „Arschloch“, „Fresse halten“ oder „geh sterben“.
Editieren
Hallo,
An der Rechtschreibung habe auch ich nichts zu meckern, was den Inhalt angeht muss ich feststellen, das kann nie und nimmer die subjektive Wahrnehmung des Verfassers sein. Vielmehr glaube ich das er die Musik von Roxette, die Band selbst oder was auch immer nie richtig gemocht haben kann. Ja, ich würde sogar so weit gehen und dem Verfasser dieser Kritik Respektlosigkeit vorwerfen. Die Leistung dieser Frau muss ihr erst mal einer nachmachen, und wenn sie heut tatsächlich so viel schlechter singt wie damals, was ja durchaus sein kann, was muss die Frau dann vor 10 Jahren ne Mega Stimme gehabt haben. Denn aktuell singt sie live noch 100 mal besser als der Main Stream. Ich war nicht in Locarno, ich war in Berlin beim ersten Deutschland Konzert und es war einer meiner schönsten Konzertabende die ich erleben durfte. Ich möchte nicht das Marie und Per auf der Bühne Witze reißen „NEIN“ sie sollen das machen was sie immer noch verdammt gut können, SINGEN.
Gruß Sven
Hallo
Sorry, es ist ja ok, dass Ihr den Bericht nicht fair empfindet. Dass Ihr jedoch an der Rechtschreibung kritisiert finde ich nicht ok. Finde den Bericht sogar sehr gut geschrieben, auch wenn ich mit dem Inhalt auch nicht einverstanden bin. Das Konzert in Locarno war bestimmt eines der Besten dieser Tour. Marie hat mich sehr positiv überrascht, stimmlich wie bewegungsmässig.
Seid lieb zueinander.
LG
Kroeby
PS: Ich finde übrigens nur mit Mühe mal einen Rechtschreibfehler; Doppel-S wird in der Schweiz nicht benutzt!
Übrigens fand ich die Konzerte in Österreich und der Schweiz 2001 eher lau und unspektakulär. Halb verkaufte Hallen und Stimmung kaum Stimmung im Publikum. Auch das hat sich im Vergleich zu damals BEIDES zum Positiven geändert!
@ Alex: Darauf verzichte ich insofern konsequent, als es in der Schweiz gar nicht existiert. Und nur wegen der zwei, drei Leser aus Deutschland die ganze Schweizer Rechtschreibung zu reorganisieren, würde ich persönlich als leicht übertrieben erachten.
Weitere Beispiele?
Zu den Rechtschreibfehlern: Zum Beispiel, dass du konsequent kein ß benutzt. Hast du das ß nicht auf der Tastatur, oder ignorierst du dessen Existenz einfach?
Wer sich ärgert, soll doch einfach oben rechts auf das Kreuzchen (falls Windows-User) klicken… und husch! ist der böse, unwahre und völlig inkompetente Text weg! So einfach… 🙂
@ Kixx:
Offenbar bist du neu hier. Ich habe jedenfalls noch nie von dir gelesen. Wie auch immer: Ich nehme hocherfreut zur Kenntnis, dass du auch dann zu Ende liest, wenn du längst erkannt hat, einen totalen Schwachsinn vor dir zu haben. Du wirst schnell merken: Dieser Blog ist für Leute wie dich eine riesengrosse Fundgrube.
Trotzdem wärs nett, wenn du zukünftig mit Namen und Vornamen auftreten würdest. Ansonsten müsste ich schweren Herzens darauf verzichten, weitere geistreiche Anmerkungen von dir freizuschalten.
@mailo: Zähl die Rechtschreibefehler doch mal auf. Du kannst dich auf die schlimmsten fünf beschränken, damits nicht ausartet.
Ach herrje, möcht mal wissen, auf welchem Konzert der Schreiber gewesen ist.Muss definitiv ein anderes gewesen sein… Mag sein, dass Roxette nicht mehr die gleichen sind, wie 2001. Sie sind noch besser. Ich erinnere mich gut an das Konzert 2001 und es war ohne Frage toll. Aber nichts geht über die Performance, die Roxette bei dieser Tour bieten. Beide lieben es auf der Bühne zu stehen und das merkt man deutlich, wenn man eines ihrer Konzerte besucht. 2001 war manchmal nur noch ein „muss“. Jetzt ist es ein „kann“. Sie können Konzerte geben und tun es, weil sie es wollen, weil sie es lieben. Sie haben wieder Spaß daran und das macht einen riesen Unterschied. Es steckt das Publikum an und ich hab lang keine Performance eines Künstlers gesehen, die so ehrlich und voller Leidenschaft ist. Roxette rocken noch immer, mehr denn je. Und wer sich bei einem Konzert von ihnen auf das wesentliche konzentriert (und damit meine ich nicht, das „vor und nach der Krankheit von Marie“), der wird das sehr schnell selber feststellen und einen wundervollen Abend erleben.
Diese Konzertkritik finde ich nicht in Ordnung. Muss man denn so direkt die zwei Konzerte vergleichen (2001 und 2011)? Es ist doch so viel passiert in der Zwischenzeit. Marie hatte nur eine 5%-ige Chance zu überleben und Sie hat’s geschafft. Spielt es da wirklich eine Rolle ob Sie jetzt den einen oder anderen hohen Ton trifft? Oder ob Sie jetzt langsam oder schnell hinter die Bühne läuft um sich umzuziehen? Muss denn heute alles so perfekt sein? Man bedenke bitte, dass sie auf einem Auge fast blind ist! Letztes Jahr bei den „Night of the proms“ wurde ihr noch auf die Bühne geholfen und es gab viele Texthänger. Ich habe sie dieses Jahr in Graz (A) erlebt, es war grossartig. Das es niemals wieder so sein wird wie früher, ist allen klar. Der Unterschied zwischen den Fans und den „Kommentatoren“ ist, dass die Fans die Zeit zwischen 2002-ca. 2006 verfolgt haben und nun Stolz und Respekt für diese Frau empfinden.
So viel Mist habe ich noch nie gelesen! Eine bessere Recherche wäre nötig und außerdem ein Deutschkurs der Rechtschreibung wegen!
Was für ein Schwachsinn. Sorry für das harte Wort, aber dieser Artikel strotzt einfach nur so vor Unwahrheiten. Wieso habe ich den überhaupt zu Ende gelesen? Das Konzert war klasse und ganz im Gegenteil kein Vergleich mit 2001. DAMALS war es Routine, HEUTE ist es Spielfreude.