All die Leute, die am Samstagabend im Flughafen von Las Palmas auf Gran Canaria auf den Flug AB2087 nach Zürich warten, haben ihre Plätze im Flieger auf sicher. Sie (sollten eigentlich) wissen: Die Maschine verlässt diese Insel erst, wenn alle Gäste an Bord sind. Niemand bekommt einen besseren Sitz als den, der auf dem Ticket vermerkt ist, weil er es früher als die Konkurrenz in den Jet schafft.
Einstiegszeit ist um 17.05 Uhr. Eine halbe Stunde vorher sitzen schon Dutzende von Passagieren auf unbequemen Plastiksesseln und warten ungeduldig darauf, das Flugzeug stürmen zu können.
Um 16.50 stellt sich ein Mann vor den Schalter. Andere Wartende folgen seinem Beispiel. Minuten später hat sich hinter dem Mann eine lange Schlange gebildet, obwohl der Schalter noch nicht einmal besetzt ist.
Halbkurz darauf liefern die Reisenden gleich noch einen – wenn auch längst überflüssigen – Beweis dafür, dass der Mensch zu den Herdentieren zählt: Nachdem die Maschine zum Stillstand gekommen ist, lösen alle miteinander die Sicherheitsgurten und schnellen, so gut es in dem Gedränge halt geht, auf, um ellbögelnd ihre Köfferchen und Täschli aus den Boxen über den Sitzen zu holen.
Nichts geht mehr, weder vorwärts noch rückwärts, und jeder flucht über den anderen und fragt sich, wieso das mit einem zügigen Aussteigen einfach nie klappt.
Das ist in der Tat ein Thema, das die Airlines schon seit Jahren beschäftigt.
Bei den knappen Bodenzeiten (35 Minuten für einen A320) zählt jede Minute. Man hat schon alles ausprobiert: Boarding nach Sitzreihen von hinten nach vorne (hält sich eh niemand dran), nach Sitzzonen (verstehen die meisten nicht), gar keine Sitznummern (bewirkt einen Run mit anschliessendem Gschtungg in der Kabine).
Dann ist auch exzessives Handgepäck immer wieder der Auslöser für Staus beim Boarding. Die Handgepäckregelungen müssten vom Bodenpersonal umgesetzt werden. Das passiert aber leider nicht mehr, weil die Check-in und Gate-Automaten diese Funktion nicht mehr wahrnehmen können. Und das einzige menschliche Wesen vom Handling Agent am Gate ist völlig überlastet mit anderen Aufgaben oder hat so wenig Lebenserfahrung, dass es sich nicht getraut, einem Passagier die zwei zusätzlichen Handgepäckstücke abzunehmen.
Und so schleppen die Kunden munter alles an Bord und könnens dann schlecht oder gar nicht verstauen. Die ganze Misere darf dann die Kabinenbesatzung ausbaden.
Interessanterweise geht das Ein- und Aussteigen bei den Asiaten viel schneller und geordneter zu und her. Es ist beeindruckend, in Japan zuzuschauen, wie schnell die einen Jumbo boarden. Die haben einfach mehr Disziplin als wir Westler.
Ich frage mich auch immer wieder, wieso es beim Ein- und Aussteigen in den Bussen und der Bahn viel zügiger geht als beim Flieger. Bei einer S-Bahn in Oerlikon oder Zürich HB steigen wahrscheinlich gegen 1000 Leute in zwei Minuten ein und aus. Das geht ruckzuck, zackzack – nur beim Flieger wird getrödelt.