Auf der Bäregghöhe ticken die Uhren chli anders als unten im Emmental: Nur so lässt sich erklären, dass in dem (zurecht!) viel gelobten Restaurant in den Högern über Trubschachen am 2. November ein „Menu littéraire in der mystischen Frühlingsnacht“ stattfindet (siehe Veranstaltungshinweis im Bild oben).
Aber Kalender und Klima hin oder her: Ich freue mich sehr darauf, in dem heimeligen Gasthaus wieder einmal vor Publikum eine „Mordgeschichte aus dem Emmental“ zu erzählen. Mit von der Partie sind auch Gabriel Anwander und Hans Minder, zwei weitere Autoren des Langnauer Landverlags.
Witzig ist: Ohne die Bäregghöhe wäre die Geschichte, die ich ganz oder in Auszügen vortragen werde, nie entstanden. Denn als wir dort seinerzeit den zweiten Band der „Mordsgeschichten“ vorstellten, fragte ich mich mitten in meiner Lesung auf einmal, was wäre, wenn ein Zuhörer oder eine Zuhörerin in diesem Moment tot vom Stuhl kippen würde.
Selbstverständlich dachte ich dabei an niemanden bestimmten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, kannte ich keinen der Gäste, die ebenso arglos wie busper und munter meiner Erzählung lauschten. Es war auch nicht so, dass mir einer der Zuhörer oder eine der Zuhörerinnen unsympathisch gewesen wäre; ganz im Gegenteil.
Ich hatte einfach nur diesen Kurzfilm im Kopf, in dem zu sehen war, wie sich jemand an die Brust fasst, kurz röchelt und mit hochrotem Kopf zu Boden sinkt. Sekundenbruchteile später schwenkte die Kamera auf Menschen, die sich aufgeregt von ihren Sitzen erhoben, aus dem Säli eilten oder noch am Tisch zu ihren Handys griffen, um die Sanität, die Polizei oder einen Reporter ihres Vertrauens zu verständigen.
Vom Einschlag dieses Geistesblitzes an war die eine meiner Gehirnhälften mit Vorlesen und die andere mit „Schreiben“ beschäftigt. Das war für mich einerseits etwas irritierend, weil ich mich ständig darauf konzentrieren musste, die bereits bestehende Geschichte vor all den Leuten nicht mit der gerade in mir entstehenden durcheinanderzubringen – und andrerseits ganz praktisch.
Denn als Verlegerin Verena Zürcher ihre Schreibtischtäterinnen und -täter wenig später fragte, ob sie auch für einen dritten Band der „Mordsgeschichten“ etwas beisteuern könnten, konnte ich nur abtippen, was in meinem Kopf seit jenem Abend darauf gewartet hatte, zu Papier gebracht zu werden.
(Reservationen: 034 495 70 00 oder gasthaus@baeregghoehe.ch)
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Nachtrag 9. Oktober: Wegen eines kurzfristig hereingeschneiten privaten Termins habe ich die Teilnahme an der Lesung abgesagt. Für Ersatz ist gesorgt.