Ende gut, alles Flut

J. M. ist, was viele gerne sein möchten: „Assistentin Marketing & Kommunikation“. Das heisst: Sie macht „was mit Medien“.

Wer „was mit Medien“ macht, kennt viele Menschen. Er oder sie hat Kontakte und Connections, ist rund um den Erdball vernetzt und mit Meinungsmachern und Entscheidungsträgerinnen zäntume auf du und du; jedenfalls virtuell (bei Facebook, Twitter und Artverwandtem siezt sich niemand).

Nur: Was bringts, zig Leute zu kennen, wenn niemand weiss, dass man zig Leute kennt?

Eben.

J. M. hat einen Weg gefunden, wie sie jeden, den sie kennt – oder „kennt“ – wissen lassen kann, dass sie nebst ihm noch mit ganz, ganz vielen anderen Zeitgenossen und -nossinnen bekannt ist: Wenn sie eine Mail verschickt, setzt sie sämtliche Namen, die sich in ihrer Kontaktliste im Lauf der Zeit angesammelt haben, in den für jeden Empfänger sichtbaren cc-Verteiler statt in die vor gwundrigen Augen geschützte bcc-Adressleiste.

Das sieht dann so aus:

Doch falls J. M. glauben sollte, dass sie mit ihrer Liste neue Masstäbe setzt, täuscht sie sich gewaltig: Wenn der Dachverband der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer zur Delegiertenversammlung bittet, tut er das ebenfalls nach dem Motto „Je Verteiler, desto geiler“:

(A propos „geil“: Adressen-Scouts der Spam-Industrie können sich ungeniert bei mir melden. Ich habe nie behauptet, ich sei nicht käuflich.)

Nun ist ja nicht anzunehmen, dass J. M. diese kleine Marotte ausschliesslich zu ihrem Privatvergnügen pflegt. Vielmehr sorgt sie mit diesen Massenversanden (oder -versendungen?) dafür, dass ihre Arbeitgeberin möglichst weiterherum bekannt wird und bleibt.

Ihre Arbeitgeberin: Das ist das Museum für Kommunikation in Bern. Und in dem Schreiben, mit dem J. M. heute grob geschätzte 4,847 Millionen Erdenbürgerinnen und -bürger – beglückte – darunter klingende Namen aus den Polit-, Wirtschafts- und Medienszenen – , ging es darum, zu verkünden, dass die letzte Ausstellung in diesem Museum „gut besucht“ gewesen sei.

Thema der Ausstellung war die Kommunikationsflut. Der Titel der Show lautete «Achtung: Kommunizieren gefährdet“.

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.