Es war einer jener Abende, den all jene, die ihn erleben dürfen, als „magisch“ bezeichnen, bevor er zu Ende ist: Im Basler St. Jakobsstadion spielten am 16. Juli 1983 Joe Cocker, Chris de Burgh und Supertramp, und alles wäre perfekt gewesen, wenn man nicht gewusst hätte, dass Letztere sich gerade auf ihrer Abschiedstournee befinden und man „The Logical Song“, „Breakfast in America“, „Fool’s Ouverture“, „Dreamer“, „Bloody well right“, „Crime of the Century“ und was die Herren um Roger Hodgson und Rick Davies noch an musikalischen Perlen aus den Ärmeln geschüttelt hatten, nie mehr live zu hören bekommen würde.
Nur: „Abschiedstournee“ war schon immer ein dehnbarer Begriff (Tina Turner kann auch zu diesem Thema einen ganzen Strauss Lieder singen). 14 Jahre später waren Supertramp wieder da, wenn auch ohne Roger Hodgson, der sich längst sehr erfolgreich selbstständig gemacht hatte, aber das machte fast gar nichts: In der „Arena“ von Genf zelebrierte die Truppe eine Pop-Rock-Messe der Sonderklasse. Dass sie den Gig gleich mit „School“, einem ihrer Überhits, lancierten, zeigte: an Selbstvertrauen fehlt es den Briten nach wie vor nicht. Als die Lichter in der Halle wieder angingen, dachte ich: das wars jetzt endgültig. Supertramp siehst du nie mehr.
Aber oha: Am 25. Oktober 2010 feierten Rick Davies – das nach Hodgsons Ausstieg letzte verbliebene Gründungsmitglied -, und John A. Helliwell, der den Supertramp-Sound mit seinem Saxofon jahrzehntelang mitgeprägt hatte, mit sieben Mitstreitern den 40. Geburtstag der Band auch im Zürcher Hallenstadion. „Die Formation zog zwei Stunden lang alle Register, um das Publikum zu begeistern“, notierte der „Tagesanzeiger“, und fügte an: „Sollte sich das Konzert als allerletzter Auftritt in der Schweiz herausstellen, war es ein würdiger Abschied.“
Fünf Jahre später, am nächsten Mittwoch, wollten Supertramp erneut in Zürich gastieren. Doch daraus wird nichts: Wie ihr Management mitteilt, mussten sie die komplette Europatournee absagen, weil Rick Davis an Knochenmarkkrebs erkrankt ist und sich „einer aggressiven Behandlung“ unterziehen muss.
Die tragische Ironie der Geschichte: Die Tour stand unter dem Motto „Forever Supertramp“.