Die Rückkehr des Vertrauten

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Es ist schon seltsam: Jahrhundertelang machten sich die Menschen von Hand Notizen, wenn sie sich etwas merken wollten. Dann kamen die Smartphones mit ihren „To do“-Apps und eingebauten Diktiergeräten und allem, und wer noch ein Notizbuch mit sich führte, galt von heute auf morgen als hoffnungslos out of stile.

Aaaaber: Seit Kurzem gibt es Handyhüllen, die exakt wie ein Notizbuch gestaltet sind. Sie verkaufen sich – wie einst die berühmten warmen Weggli – fast wie von alleine.

Dasselbe Phänomen lässt sich in der Unterhaltungsbranche bestaunen: iTunes, der grösste Marktplatz für digitale Musik, bietet Alben in Langspielplattenqualität an, und wer glaubt, dass „die Leute“ nur noch „World of Warcraft“, „Grand Theft Auto“ und Artverwandtes spielen, irrt.

Längst können auch Super Mario, Pacman und unzählige weitere harmlose Zeitvernichter aus den 80er Jahren heruntergeladen werden. Schach, Schiffliversenken, Halma, Scrabble, Pingpong, Darts oder Billard: es ist alles da; oft sogar gratis und in einer Qualität, die jener der Originale verblüffend nahe kommt. Sogar der gute, alte Flipperkasten lässt sich mühe- und kostenlos aufs Tablet installieren.

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Foto-Apps liefern Bilder, die auch von einer antiken Hasselblad oder einer jener Ritschratsch-Sofortkameras stammen könnten, die in der Vor-Selfiestick-Aera – also: weit zurück im letzten Jahrhundert – in jedem Hosensack steckten.

Es scheint, als ob sich die Gesellschaft je heftiger an Liebgewonnenes und Bewährtes klammert, desto elektronischer die Welt um sie herum wird.

Das ist, irgendwie, nicht nur für Nostalgiker ein schöner Gedanke.

1 Kommentar

  1. Bei der „antiken Hasselblad“ habe ich doch gestockt … 🙂

    Tatsächlich hat die „gute alte (analoge) Zeit“ ihre Vorzüge gehabt. Es geht dabei nicht mal so sehr um „Entschleunigung“, sondern ich meine, einen Trend zur Uniformität feststellen zu können. Und zu einer Verflachung.

    Die „antike Hasselblad“ bietet mir deutlich mehr kreative Möglichkeiten als meine moderne Spiegelreflexkamera. Und eine unerreichte Qualität. Und das alles authentisch – ohne digitale Spielereien, die Fotographie zu einer Ansammlung von mehr oder weniger kreativen Kollagen verkümmern liess.

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