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Die grössten Fragen stellen sich mir oft in den dümmsten Momenten: Ich war gerade dabei, meine Kauwerkzeuge zu fegen, als es in mir aus dem Nichts heraus darüber zu sinnieren begann, wie eigentlich das Grün in den Donnerstag kam.
Während ich mit dem Bürsteli die Präpo Prähi Pädo Backenzähne schmirgelte, rotierte die Studiermaschine wenige Zentimeter weiter oben aus dem Stand heraus auf Hochtouren, aber nicht für lange.
Gründonnerstag: Dieser Name kann nur daherrühren, dass im österlichen Frühtau die Wälder und Höh’n wieder grünen, fallera, dachte ich, doch mit dieser These lag ich weiter von der Wirklichkeit entfernt als die Nummer 9 von der Nummer 25 in meiner Mundhöhle.
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Tatsächlich heisst der Gründonnerstag Gründonnerstag wegen der alten Römer. Sie sprachen vom „Tag der Grünen“, wobei sie mit den „Grünen“ nicht die hipster-bärtchentragenden, xxlkinderwagenschiebenden und lattemacciatoschlürfenden Angehörigen der nachhaltigkeitsversessenen urbanen Mittelschicht meinten, die an den Samstagsmärkten auf jedem verdammten Tomätli herumdrücken und sich mit den Verkäuferinnen und Verkäufern solange darüber unterhalten, wo, wann und vom wem die vor ihnen liegenden Zucchini geerntet wurden, bis die Leute hinter ihnen, die eigentlich nur husch ein Kilo Kartoffeln und ein paar Eier posten wollten, geistig das Sturmgewehr aus dem Kinderzimmer holen, um da vorne endlich Remedur zu schaffen, sondern jene Zeitgenossenden, welche durch die Absolution von den Sünden und Kirchenstrafen befreit worden waren.
Wir Lateiner sprechen in diesem Zusammenhang vom „dies viridium“. Es geht, für die in der Sprache Homers weniger gefestigten Leserinnen und Leser, um Erneuerung und Erfrischung oder, im Sinne des Lukas-Evangeliums 23,31, um „grünes Holz“, und alles Weitere kann, wer mag, hier nachlesen.
Aber item. Wir haben immer noch Corona und damit sicher Gescheiteres zu tun, als unsere Gedanken an eine wohlstandsverwahrloste Gesellschaft im Zentrum Europas zu verplempern, die innerthalb einer verblüffend kurzen Zeitspanne wegen hochnäsig-fahrlässig unterschätzter Ausseneinflüsse (lat. irrtum peanutum) ihres Wohlstands plus eines unschönen Teils ihres Personals oder umgekehrt verlustig ging und wenig später im bodenlosen Schlund der Weltgeschichte versank.
Im selben Loch verrosten auch die zertrümmerten Hoffnungen der Organisations-komitees, die seit spätestens letztem Juni unzählige Stunden darauf ver(sch)wendet hatten, der Bevölkerung über Ostern etwas zu bieten. Ein Blick auf die Website von Schweiz Tourismus lässt erahnen, wieviele Hektolilter von Tränen die Sitzungszimmer und Säli dieses Landes um den 16. März herum geflutet haben müssen:
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Die einzigen, die sich über den kahlgeschlagenen Veranstaltungskalender freuen, sind wohl die Bibeli in Freiburg. Sie dürfen diese Tage unbeschwert piepsend und pickend verbringen statt bis zum letzten Chrälleli geschniegelt einem Publikum vorgeführt zu werden, das bei ihrem Anblick sowieso an nichts anders denkt als an marinierte Flügeli und süsssaures Curry.