Andere Zeiten, anderes Tippen: Seit einer Woche arbeitet ein grosser Teil der Schweizer Werktätigen in eiligst installierten Homeoffices. Aber je länger diese Pandemie dauert, desto mehr frage ich mich, wie weit es mit dem Arbeiten zwischen Abwaschbecken und Windelkommode manchenorts tatsächlich her ist.
Allpott schneit es mir aus Privatbüros Onlinespiele („Stadt, Land, Fluss“ ist gerade der Tophit), Fotowettbewerbe, Katzenvideos, Rezepte („gegen den kleinen Hunger zwischendurch“) und Artverwandtes auf den Schreibtisch. Doch wenn man sich bei Leuten, die derlei tagein und -aus grossflächig streuen, danach erkundigt, wies denn so laufe mit der Büez zuhause, antworten sie auf Hundert und zurück: „Es ist ganz angenehm, aber natürlich schon viel stressiger als vorher (Kinder, Schildkröten, Haushalt usw.). Am meisten fehlt mir der regelmässige Gedankenaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen“.)
Frei übersetzt heisst das: Statt am Selecta-Automaten im 2. Stock von 8.00 bis 11.30 und von 13.00 bis 17 Uhr nonstopp über gerade abwesende Teilzeitmitarbeitende, krank darniederliegende Gspändli oder vaterschaftsurlaubende Vorgesetzte abzulästern, beglücken sie Unschuldige nun vom Stubentisch aus mit all dem Krempel, den sie auf ihren Entdeckungsbummeln durchs World Wide Web gleich hinter dem Eingang links in der Abteilung „Zeittotschläger“ finden.
Aber es gibt in diesen Tagen auch Erfreuliches zu sehen. Derlei zum Beispiel
oder Söttigs
(zK. Virus Viral, A. Pokalips, Uppsala usw.: Bevor ihr mich gleich mit Fanpost zum Themenkreis „Gelebtes Christentum“ eindeckt, möchte ich euch versichern, dass ihr zäntume niemanden finden werdet, der über Ostern besser Bescheid weiss als Manuel Dubach. Er ist reformierter Pfarrer in Burgdorf. Aber jetzt, dessenungeachtet: An die Tastaturen, fertig, los!).
und überhaupt stelle ich fest: Je grösser die Not, desto mehr lernt man ganz von alleine, sich wieder über die kleinen Dinge zu freuen, die im „normalen“ Alltag so selbstverständlich wurden, dass man sie gar nicht mehr beachtete.
Mein persönlicher Höhepunkt des letzten Sonntags war ein Treffen mit dem Hüeti von Tess. Zehn Minuten lang sassen wir zwei Meter voneinander entfernt auf einem Bänkli vor ihrem Haus, schlürften ein Kafi, das sie mit nach unten gebracht hatte, und verputzten dazu ein Aufbackgipfeli und ein Laugenzöpfli aus dem Tankstellenshop.
Gestern traf ich auf dem Weg zu meinem Zigarettendealer eine Freundin, die gerade ihren Hund geleert hatte. Normalerweise laufen wir uns fast jeden Tag einmal über den Weg. Es war für mich bis vor Kurzem nichts Besonderes, sie zu sehen (falls sie gerade mitlesen sollte: Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Selbstverständlich ist es für mich jedesmal etwas total Spezielles, deiner Präsenz gewahr zu werden, doch in diesem Fall meine ich ein anderes „Besonderes“. Nicht das normale, sondern…aber ich merke schon: dieses Eis ist schon zu dünn geworden, um darauf noch weitere Faux pas zu riskieren).
Jedenfalls: Für mich fühlte sich dieser Kürzestschwatz an, als ob nach einer Woche Nebel auf einmal die Sonne durch das Grau blinzeln würde.
Was mir langsam ein wenig Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass meine Toilettenpapierreserven zur Neige gehen. Aktuell bestehen sie noch aus einer Rolle Hakle Vierlagig und einem Bündel Zeitungen. Die Bürobriefbögen möchte ich nur ungerne zweckentfremden. Noch habe ich die Hoffnung darauf, in einer unabsehbar fernen Zukunft wieder Offerten und Rechnungen verschicken zu können, nicht aufgegeben.
Versuche, den Vorrat aufzustocken, scheiterten am Samstag- und Montagmorgen kläglich. In den Coops in der Schützenmatte und im Bahnhofquartier war, inklusive 300 verschiedener Sorten Aprikosenjoghurts, alles im Überfluss vorhanden, nur WC-Papier gabs eine halbe Stunde nach der Türöffnung keines mehr.
Nun sondiere ich im Freundeskreis, wann der strategisch richtige Zeitpunkt ist, um Nachschub zu besorgen. Wenn ich die Hinweise meiner Gewährsleute richtig interpretiere, schlage ich am besten zwischen 15 und 16 Uhr zu. Dann haben sich die meisten Zeitgenossinnen und -genossen mit dem Nötigsten eingedeckt und die Verkäuferinnen und Verkäufer die Bestände neu aufgefüllt. In den Läden befinden sich zu diesem Zeitpunkt immer noch Menschen. Die Berufspanikerinnen und -paniker können mit ihren Sattelschleppern also nicht zu den Regalen mit den Hygieneartikeln vorfahren, ohne Verletzte und Tote zu riskieren.
Andererseits: Was zählt für den Hamsterer schon ein Menschenleben im Vergleich mit einem Palett Toilettenpapier?
…in der Früh wacht man auf und ist schon gespannt auf das neuste Gschichtli, welches ich mir dann subito zu Gemüte führe…präzis das gleiche Feeling wie einst mit dem Adventskalender. MERCI VIUMAU!
Gestern Mittag gabs im Coop in Flamatt mehr als 30 Pack Toilettenpapier. Hakle 3 und 4-lagig in Packs mit bis zu 30 Rollen . Dazu sogar noch in Aktion .