Ich hatte mich so darauf gefreut: Am 20. Oktober spielt das Freilichttheater Moosegg hoch über dem Emmental zum letzten Mal „Eichbüehlersch – e starchi Frou“ von Simon Gfeller.
Für mich als Hobby-Schauspieler und Ab-und-zu-Gast bei Amateurbühnen war klar: Das lasse ich mir nicht entgehen. Abgesehen davon, dass ich mit Regisseur Peter Leu schon den Tisch geteilt habe und nicht nur deshalb weiss, was der Mann auf die Beine stellen kann, lasen sich auch die Kritiken sehr vielversprechend:
Einen „unterhaltsamen und spannenden Abend“ erlebte der Berichterstatter der „Berner Zeitung“; über ein „Emmentaler Familienepos, gespickt mit viel Tristesse, aber auch Hoffnung“, staunte der Schreiber des „Sonntag“. Von einer „ergreifenden Aufführung“, die „von Innigkeit geprägt“ sei, schwärmte die „Wochenzeitung für das Emmental und Entlebuch“. Also reservierte ich für meinen Schatz und mich zwei Plätze.
Doch kaum waren die Tickets bezahlt, fiel mir ein: Das geht nicht. Denn für den 20. August hatte ich schon Wochen zuvor zwei alte Freunde, mit denen ich seit gefühlten drei Ewigkeiten nicht mehr das Vergnügen gehabt habe, zum Bräteln eingeladen.
Freunde oder Frou? – das war auf einmal die Frage. Ein „classical dilemma between the head and the heart“ würde Chris de Burgh das wohl nennen.
Am Ende gab ich den Jungs den Vorzug und bat Chantal schweren Herzens, eine Ersatzbegleitung fürs Theater zu suchen.
Und dann passierte ein kleines Wunder: Einer meiner Freunde teilte mir mit, er könne am fraglichen Abend leider nicht nach Burgdorf kommen. Als Präsident des ruhmreichen FC Beinwil am See müsse und möchte er an jenem Wochenende an den Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag des FC Gontenschwil teilnehmen, die musikalisch übrigens von der besten Partyrockband der Welt geprägt werden; ob wir die Brätli-Sause nicht verschieben könnten.
Selbstverständlich konnten wir das: Statt am 20. August höcklen wir nun am 10. September zusammen.
Die Theaterfreuden auf der Moosegg plus der Grillplausch mit den Kumpels: Ich weiss nicht, womit ich den Fünfer und das Weggli Kotelett verdient habe.
Aber ich weiss, dass ich selten so froh darüber war, dass jemand einen Besuch bei mir abgesagt hat.