Der Kunde spült die Nebenrolle

Ich war gemütlich am Netflixen („Sörensen hat Angst“; sehr sehenswert), als ich in der Küche auf einmal ein Gurgeln vernahm. Der Geschirrspüler begann offenbar, Geschirr zu spülen. Das Irritierende daran war: Ich hatte ihn gar nicht angeworfen.

Aufs Geratewohl hin drückte ich sämtliche Knöpfe an seiner Front. Das Gurgeln ging in ein nicht weniger beunruhigendes Brummen über. Dann zog ich sachte die Türe auf. Nun kapitulierte die Maschine vor meinem handwerklichen Geschick. Ich ging ins Bett.

Kaum hatte ich mich hingelegt, ergossen sich vor meinem geistigen Auge Hunderte von Hektolitern Wasser in meine Wohnung. Diese Vorstellung hielt mich wacher als zehn geexte Espressi.

Gegen 2 Uhr stand ich auf. Den Rest der Nacht verbrachte ich mit Sörensen. Die Maschine fand ebenfalls keinen Schlaf. Hin und wieder gab sie leise Geräusche von sich, die wie unterdrückte Rülpser klangen.

Am nächsten Morgen machte ich mir ein Birchermüesli. In dem Moment, in dem ich das griechische Joghurt über die Flocken kippte, gurgelte es links von mir lauter denn je und, vor allem, viel länger als am Vorabend.

Ich informierte unseren Hauswart über den Fall. Er riet mir, die Verwaltung einzuschalten. Das tat ich umgehend per Mail, weil die Verwaltung aus Gründen, die nur sie kennen mag, telefonisch unerreichbar ist:

Schon sechs Tage später erhielt ich eine Antwort:

Also meldete ich den Schaden der für meine Maschine zuständigen Firma mit dem dafür vorgesehenen Dokument und samt der Modell und FN/SN Nummer. Der Auftragsbestätigungsverschickautomat reagierte prompt:

Damit lag der Ball wieder bei der Verwaltung. Diese orientierte die Firma noch einmal über die Angelegenheit. Daraufhin poppte auf meinem Handy diese Nachricht auf:

Ich gab der Firma die technischen Angaben zum zweiten Mal durch.

Am nächsten Tag meldete sich eine Mitarbeiterin des Serviceunternehmens bei mir. Sie fragte, ob morgen ein Monteur vorbeikommen könne. Ich antwortete, klar, nur: morgen sei Samstag.

Stimmt, sagte die Frau. Obs am Montag auch passen würde. Später würde es mit einem Termin „schwierig“, fügte sie an.

Am Montag sei ich nicht da, sagte ich. Ich würde jedoch einen Schlüssel ins Milchchäschtli legen.

Als ich am Montagabend in mein Zuhause zurückkehrte, war die Maschine da. Bis am Donnerstag hatte sich soviel Geschirr und Besteck angehäuft, dass ich meine neue Haushaltshilfe frei von einem schlechten Gewissen (Wasserverschwendung, Nebenkosten, Klima und alles) einweihen konnte.

Um sicherzugehen, nichts falschzumachen, bat ich unseren Hauswart, mir bei der Inbetriebnahme zu assistieren. Kaum hatte er die Maschine gesehen, sagte er, „du kannst die gleich anrufen und sagen, sie sollen noch einmal jemanden schicken“. Das Gerät stand leicht schräg in der Küchenzeile. Seine Türe klappte zu, wenn sie zum Befüllen offenbleiben sollte.

Das teile ich der Servicefirma umgehend mit:

Kurz darauf rief mich jemand aus der Firma an:

„Haben Sie uns vorhin geschrieben?“

„Ja, das war ich.“

„Wegen einer Abwaschmaschine?“

„Genau.“

„Sind Sie der Wohnungseigentümer?“

„Nein, der Mieter.“

Dann gehe das so nicht, teilte mir der Jemand mit. Solche Angelegenheiten müssten die Mieter über die Liegenschaftsverwaltung abwickeln. Sie erteile ihr, der Servicefirma, dann einen Reparaturauftrag, worauf sie, die Servicefirma, sich mit mir in Verbindung setzen werde.

So, dachte ich, muss sich ein Möchtegern-Fotomodell fühlen, dem auch nach dem 314. Casting beschieden wird, „don’t call us, we call you“. Trotzdem tat ich, wie geheissen.

Die automatisch generierte Antwort der Verwaltung liess nicht lange auf sich warten:

Auch wenn ich nicht der grosse Experte in Sachen Liegenschaftsverwaltung bin: Irgendwie glaube ich zu wissen, wie sich das „aussergewöhnlich hohe Anfrage Volumen“ von jetzt auf gleich auf ein bewältigbares Mass reduzieren lassen würde.

Und doch – es scheint vorwärts zu gehen:

Drei Tage später: „Möglichst schnell“ ist ein relativer Begriff. Die Bearbeitung von Auftrag 19490513 scheint nicht recht voranzukommen.

Dienstag, 2. November: Jetzt aber! Morgen Morgen komme ein Monteur vorbei, verspricht eine Mitarbeiterin der Servicefirma. Die Spannung steigt ins fast Unaushaltbare.

Mittwoch, 3. November: Während ich auf den Monteur warte, flattert eine Mail der Liegenschaftsverwaltung in mein Postfach.

Ich nehme sie zur Kenntnis und harre weiter des Fachmanns, der zwischen 9 und 11 Uhr kommen sollte.

Donnerstag, 4. November: Der Fachmann war da. Die Maschine steht so schräg in der Küchenzeile wie zuvor und die Türe bleibt weiterhin nicht unten.

Aber immerhin: Das Gerät ist nicht kaputter. Ich halte mich an John Lennon und Paul McCartney und let it be.

2 Kommentare

  1. Ist ja wieder mal typisch: Schon länger versuchen Hausverwaltungen und Reparaturservices die Weltherrschaft an sich zu reissen (und sind schon nahe dran) und was passiert? Nichts. selbst die Freiheitstrychler schweigen. Wacht endlich auf, ihr Schlafschafe

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