Es ist an der Zeit, dem Bundesrat ein Kränzchen zu winden.
Man muss sich das kurz für sich selber vorstellen: Aus dem Nichts heraus wird man von etwas Fremdem bedroht, von dem man eigentlich nur weiss, dass es gefährlich ist, und für manche sogar tödlich. Man ist Laie und muss sich bei jedem Schritt, den man im Kampf gegen das beängstigend schnell wachsende Unbekannte tut, auf andere verlassen.
Jeder Entscheid, den man fällt, betrifft Millionen von Menschen und Tausende von Arbeitsplätzen. Jedes Wort, das man sagt, wird auf die Goldwaage gelegt. Jeder Satz ist börsenrelevant, jede Bewegung ein Zeichen und jeder Blick ein Signal.
Mit diesem Bewusstsein lebt man, rund um die Uhr, und irgendwann, wenn man glaubt, in endlos langen Sitzungen mit Experten aus allen möglichen Bereichen genügend Erkenntnisse gesammelt zu haben, setzt man sich mit seinen Kollegen vor die Nation um zu berichten, zu welchen Schlüssen man gelangt ist.
Man teilt den Menschen in bemerkenswerter Offenheit mit, die Lage sei ernst, begründet klipp und klar, weshalb man was unternimmt, um die Situation zu entschärfen, erklärt, wieso jeder Bewohner und jede Bewohnerin dieses in kuscheligem Wohlstand gebetteten Landes sich zugunsten der Allgemeinheit im Allgemeinen und der Alten und Schwachen im Besonderen vorübergehend ein wenig einschränken müsse, versichert mehrfach, zu Panik bestehe trotz allem kein Grund, und dann geht man zurück ins Büro und schaltet den Fernseher ein um zu checken, wie die Leute auf diese Botschaften reagieren, und das erste, was man auf dem Bildschirm sieht, sind leergekaufte Migrosregale, und dann geht man nach Hause, und wenn die Partnerin oder der Partner fragt, „wie war dein Tag, Schatz?“, weiss man gar nicht recht, was man darauf antworten soll, weil man im Kopf schon mitten im nächsten Tag steckt, und im übernächsten, und ein Ende ist, wenn nicht alles täuscht, noch lange nicht in Sicht.
Danke für diesen vernünftigen, bodenständigen und weitsichtigen Artikel.
Dafür darfst du dir ein paar Blümchen aus dem Kränzchen zupfen.
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen! Der BR macht gute Arbeit und verdient dein Kränzchen sehr! Es ist bekanntlich immer das Gleiche: Erst die Geschichte wird im Nachhinein zeigen und an den Tag bringen, welche Entscheidungen richtig waren oder welche nicht oder welche wirklich hätten getroffen werden sollen und zu welcher Zeit.
Die Jetzt-Corona-Generation handelt im Leerraum nach bestem Wissen und Gewissen. Die Post-Corona-Generation wird aus Wissen und Erkenntnis bestimmt viel Kritik anbringen, genau so wie wir das heute über Geschehnisse, die vor unserer Zeit stattgefunden haben, tun…
Gute Worte, seh ich genau so, da geb ich auch ein Blümchen dazu. Es ist im Moment fast ein Ding der Unmöglichkeit, es überhaupt jemandem recht zu machen ohne bitterböse Kommentare, geschweige denn einem ganzen Volk. Jetzt heisst es, Anordnungen akzeptieren, das beste draus machen und ohne Panik sein Leben etwas anzupassen mit grosser Hoffnung auf baldige Entspannung der Lage. Vielen Dank allen jetzt besonders geforderten Leuten an der Front, in der Pflege, aber auch Entscheidungsträgern und Journalisten!
Eindrücklich geschrieben. Wir können stolz auf unseren Bundesrat sein, Seine Mitglieder leisten bemerkenswerte Arbeit.
Dieses Kränzchen ist wohlverdient! Der Bundesrat und besonders Alain Berset machen einen richtig guten Job.