Posttausend! Es geht vorwärts!

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Was lange währt, wird amänd doch noch Postfach: Nachdem ich die letzten Tage vorwiegend damit zugebracht hatte, mit wachsender Verzweiflung in die administrativen Abgründe eines helvetischen Monopolbetriebes zu starren, keimt nun, pünktlich zum Frühlingsbeginn und gerade noch rechtzeitig zur Versöhnungssaison, ein zartes Pflänzchen der Hoffnung aus dem betonharten Verwaltungsboden: Die Post hat mir erneut geschrieben, von Hand sozusagen, und mir – ta-taa! – den „Brief-Aktivierungscode“ durchgegeben, ohne den postfachbeantragungsmässig nichts läuft.

Diesen Code habe ich stantepede (schönes Wort übrigens, „stantepede“, aber leider im Aussterben begriffen, wie zum Beispiel auch die Indischen Tiger, die Bereitschaft, sich politisch ehrenamtlich zu engagieren oder die Menschenwürde respektierende Journalisten) auf dem Online-Formular eingetragen, mit dem ich nun zum dritten Mal in erstaunlich kurzer Zeit um ein Postfach bettle bitte.

Aus den ersten zwei „fruchtlosen Versuchen“ (wie es auf den Rückseiten der Minigolfpunktenotierkärtchen immer so schön heisst) habe ich gelernt: Den voraussichtlichen täglichen Eingang an adressierten Couverts habe ich beim dritten Anlauf mit 25 angegeben. Das sind einige (postalisch ganz genau genommen: deren 20) mehr, wie der Gelbe Riese als Mindestmenge für ein kostenloses Fach vorschreibt, aber doch nicht so viele, dass bei den zuständigen Instanzen jemand stutzig werden könnte. 25: das klingt irgendwie genau richtig.

Der Aktivierungscode ermöglicht mir im Übrigen nicht nur, mich aufs Neue dem längst zur liebgewordenen Tradition gewordenen Beantragen eines Postfachs hingeben zu dürfen; er öffnet mir auch mehr Türen, als Susanne Ruoff, die Konzernleiterin der Post, je entdecken wird. Ich sage nur „Postshop“, „Webstamp“, „Pickpost“, „My post 24“, „pick@home“, „E-Post Office“ und frage mich in diesem Moment, ob ich wirklich bei der Schweizerischen Post gelandet bin; das alles klingt doch verdächtig nach der British Mail Group oder dem United States Postal Service, aber mir wei nid grüble (but we don’t want to pothole).

2 Kommentare

  1. Das Schreibzeug hat sich unerhört entwickelt. Evolution live!
    Kompliment und weiter gutes Gedeihen!
    Liebe Gruess
    Görgu

  2. Siehst du, das ist der Vorteil von vermeintlich persönlichen Briefen aus dem Computer. Der antwortet nur und sagt nicht: «Moment mal, da war doch vor kurzem… . Wenn ich aus dem Kafi komme, steig ich mal ins Archiv und suche den Bundesordner mit den Absagen. Ich bin fast sicher, da will uns einer…» – Nein, der im Betrieb günstigste Postmitarbeiter achtet nur auf Kästchen X. Das muss grösser sein als 5 und schon wird der persönliche Brief, Version B «verfasst» und damit Kunde H.H aus B. glücklich gemacht.

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