Trauriger Meister

Eigentlich ist heute ein grosser Freudentag: Steve Lukather’s neue Solo-CD „All’s well that ends well“ ist nach Monaten des Draufwartens endlich erhältlich. Um 1.50 Uhr habe ich sie runtergeladen. Jetzt, um 2.35, nach dem ersten Durchhören, musskanndarf ich in aller Unvoreingenommenheit sagen: dem Gründer, Gitarristen und Sänger von Toto ist – einmal mehr – ein Meisterwerk gelungen.

Doch ungetrübt ist der Spass nicht. Denn wer sich anhört, was der Musiker in den neun neuen Songs erzählt, merkt auch ohne abgeschlossenes Psychologiestudium: hier singt sich jemand eine mittelprächtige Lebenskrise von der Seele.  Schon zum Einstieg beschreibt Lukather die „Darkness in my world“. Später geht es um ein nicht mehr zu kittendes „Hole in my soul“, darum, dass er nicht zurückschauen kann und dass ihm jemand please nicht sagen soll, „that it’s over“.  

Wer damit gemeint ist, ist klar: der Künstler und seine Ehefrau haben sich neulich nach zig gemeinsamen Jahren getrennt. Und irgendwie scheint da noch einiges mehr dafür gesorgt zu haben, dass Lukathers heile Welt drüben, in Los Angeles, aus den Fugen geraten ist: die unheilbare Krankheit seines Toto-Kumpels Mike Porcaro? Die Frage, wofür es sich eigentlich lohnt, monatelang weit weg von daheim durch die Weltgeschichte zu touren, wenn man sowieso längst mehr hat, als sich viele andere Menschen nicht einmal zu wünschen wagen? Niemand weiss es.

In sämtlichen Liedern auf „All’s well that ends well“ schwingt ein  pessimistisch-trauriger Unterton mit, der so gar nicht zu dem – offensichtlich nur scheinbar – aufgestellten Steve Lukather passt, den man im letzten Sommer auf der Piazza Grande ihn Locarno gesehen und gehört hat.

„Can’t look back“ ist ein schönes(?) Beispiel für die allgemeine Tristesse:

Musikalisch gibts an Lukathers jüngstem Wurf aber – wie erhofft und erwartet – nichts auszusetzen. Nur, eben: Wer scheinbar locker aus dem Handgelenk geschüttelte Melodiewunder aus Toto-Zeiten erwartet, wird die Scheibe womöglich ernüchtert zurück ins Regal stellen. Steve Lukather setzt seinen Freunden im Herbst 2010 ziemlich schwere Kost vor.

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