Die Meite fühlt sich rudelwohl

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(Bilder: zvg)

Horis Rossfleisch, Nachbarinnen und Nachbarn, das Schloss, Familienmitglieder und Freunde, die Burgdorfer Altstadt, die Wohnung, die Emme und so weiter, und so fort: Es gibt, wie Drafi Deutscher zusammengezählt hat, nicht nur Millionen von Sternen, sondern auch mindestens ebensoviele Menschen, Orte und Dinge, die man hier, 13 000 Kilometer von zuhause entfernt, vermissen könnte (bevors Klagen im Sinne von „Du willst ja nicht ernsthaft behaupten, dass dir ein Pferdesteak wichtiger ist als ich?!?“ gibt: Die Reihenfolge ist völlig willkürlich), aber das einzige, was uns Down Under wirklich fehlt, ist…

…(anschwellender Trommelwirbel, Stockatmung im Publikum)…

…unser Hund.

Seit über einer Woche haben wir Tess nun nicht mehr gesehen – jedenfalls nicht live -, und es vergeht kein Tag (was sage ich: kaum eine Minute!), ohne, dass wir uns fragen, wie es unserer Meite wohl geht und was sie in diesem Moment ächt so macht.

Sie nach Tasmanien und Australien mitzunehmen, war für uns keine Option: Uns wollten wir den gigantischen Papierkrieg, den der Import eines Tieres mit sich bringen würde, ersparen, und Tess den Aufenthalt in einer Quarantänestation und die dreissigstündige Reise in den Frachträumen von Flugzeugen.

Also schauten wir uns beizeiten nach einem Plätzchen um, an dem wir sie für knapp einen Monat unterbringen können im Wissen darum, dass dort a) rund um die Uhr zu ihr geschaut wird und dass sie b) die Gelegenheit hat, nach Herzenslust mit Artgenossinnen und Artgenossen zu spielen (ich merke gerade: In meinem Unterbewusstsein, das offensichtlich fleissig mittippt, hat das Tschendergehyster schon Spuren hinterlassen; ich verwende neuerdings auch für Tiere die männliche und weibliche Form, um ja niemandem auf die Pfoten zu trampen).

Fündig wurden wir im Hundehort Rudel-Treff von Claudia d’Ignoti in Wynigen. Nach zwei, drei Testaufenthalten und einer Probeübernachtung war für uns klar, dass Tess dort so gut aufgehoben sein würde wie wir in unseren Unterkünften in Tasmanien und Australien.

In ihrem Feriendaheim wars Tess sofort pudel-, bzw. labradorwohl. Minuten, nachdem sie es zum ersten Mal betreten hatte, gehörte es samt dem Mobiliar und dem Aussengehege und der Chefin und allem ihr. Wenn wir sie abends abholten, war sie zufrieden und glücklich und vom Herumtollen total ausgepowert. Für uns stand fest: Wenn wir unser Mädel schon fremdplazieren müssen, dann hier, in diesem alten Haus, an dem auch Rocky Tocky seine helle Freude gehabt hätte (und Pippi Langstrumpf erst recht!).

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Dank des Umstandes, dass Claudia d’Ignoti die Aussenwelt mit schöner Regelmässigkeit via Facebook über das turbulente Treiben in und bei ihrer Pension auf dem Laufenden hält, sind wir dabei, wenn Tess mit ihren Kolleginnen und Kollegen (schon wieder. Ich muss das irgendwie abstellen) spazieren geht, herumblödelt, frisst, schmust und – auch das gibts zwischendurch offenbar – schläft.

Von unserem Bedürfnis, Tess, wenn auch nur virtuell, chli in der Nähe zu haben, profitiert nicht zuletzt die Swisscom. Loggten wir uns anfänglich nur in WLan-Netzen ins Internet ein, gehen wir unseren Gwundernasen folgend inzwischen auch hemmungslos online, wenn im Hintergrund der Gebührenzähler überlaut rattert.

Tess brauchts nicht zu kümmern, wenn wir ihretwegen immer näher an den Rand des Ruins surfen; wir ziehen ihr unsere Auslagen bestimmt nicht vom Futter ab, und falls es finanziell tatsächlich eng werden sollte, könnten wir ja immer noch das Auto verkaufen, unser Hab und Gut versteigern und in eine Sozialwohnung umziehen.

Was uns wirklich umtreibt, ist die Frage, was am Morgen des 26. Dezember passieren wird. Dann möchten wir sie in Wynigen „ga reiche“, wie der Ämmitauer sagt (und die Ämmitauerin auch, aber das habe ich jetzt extra nicht geschrieben; ich mache Fortschritte). Nur: Vielleicht hat sie sich bis dann dermassen an ihr Paradiesli gewöhnt, dass sie keinen Gedanken daran verschwenden mag, ins Leben B zurückzutrotten.

Unsere Befürchtungen kommen nicht von ungefähr. Wer schon mit Tess zu tun gehabt hat, weiss: Wenn sie etwas will – oder, eben: nicht will -, kann sie sehr, sehr stur sein.

7 Kommentare

  1. Besser, als du es geschrieben hast, geht nicht ?. Claudia ist die beste Hundemama, die es gibt ❤❤❤❤. Auch ich bringe täglich meine Maus zu ihr und kann unbesorgt zur Arbeit gehen ?.

    Claudia, ig danke dir ganz fescht, dass du soooo guet zu üsi Wuffis luegsch ???!

  2. Claudia macht das alles mit sehr viel Herzblut. Eine schöne Anerkennung. Schön geschrieben❤.

  3. Super gschriibbe ! Dr Jaro isch zwar nid soovil bir Claudia, abr är fühlt sich immer pudelwohl.. ihm duet das immer guet chli mit andere Hünd ä ganze Dag chöne zämä si und spile! Dankeschön.

  4. Wow! So schön geschrieben! ich bin sicher, Tess will zurück zu ihrem Herrchen und Frauchen…und dann immer wieder gerne zu Claudia und ihren Schützlingen.

    Ich erwarte am 26. einen Bericht;-)!

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